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letzte Änderung 03.03.2009
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1. ISLAM

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1. ISLAM

 

Sachgemäß ist es zu sagen:

 

l Abgeleitet ist islãm vom IV. Stamm der Wurzel s-l-m, was „heil sein“, „unversehrt sein“ bedeutet. Zum Inhalt des Stammwortes gehört auch der Begriff „Friede“(arab.: salãm, hebr.: shalom). Der Aspekt „Unterwerfung unter den Willen Gottes“ ist darin nicht enthalten.

 

l Im koranischen Sinne enthält das Wort „Islam“ einen ausschließenden und einschließenden Aspekt. Der ausschließende Aspekt, als Ausgangsbasis der Botschaft Muhammads gegenüber dem Polytheismus, bestimmt den Wesensgehalt des Begriffs: Keine andere Wesenheit als der EINE Gott darf als Gottheit verehrt werden. Das kommt sowohl im Glaubensbekenntnis zum Ausdruck („Es gibt keine Gottheit außer dem Einen Gott, Muhammads ist der Gesandte Gottes“), als auch in verschiedene Koranversen.

 

l Der einschließende, positive Aspekt ist geprägt von der großen Ehrfurcht von Gott. Anbetung und Verehrung gelten allein ihm als dem Schöpfer und Erhalter von Himmel und Erde. Das wird besonders deutlich im „Thronvers“ (Sure 2.255).

 

l Diese freiwillige Gottausgerichtetheit (= Islam) manifestiert sich im Glauben und Handeln. In diesem Sinne umfasst die islamische Lehre keineswegs nur rituelle Handlungen Gott gegenüber, sondern das gesamte menschliche Leben.

 

l Islam bedeutet also die unmittelbare Beziehung des Menschen zu dem einzigen Gott, was als strikter Monotheismus bezeichnet wird.

 

l Diese Überzeugung bildet die Grundlage für eine positive und respektvolle Haltung des Islam gegenüber den sog. „Schriftbesitzern“ Abraham, Moses, Jesus – alle Verkünder eines Eingottglaubens und deren Anhänger – werden im Koran unter dieser Bezeichnung subsumiert.

 

l Die Ablehnung einer Erbschuld des Menschen und die Überzeugung, dass der Mensch mit einer naturgegebenen guten Anlage der Gottausgerichtetheit (dĩ alfițra) geboren wird, sowie die Folgerung aus einem strikten Monotheismus, dass zwischen Menschen und Gott kein Vermittler notwendig ist, dass vielmehr ein solcher diese unmittelbare Wechselbeziehung zwischen Gott und Mensch belasten würde, lässt di facto keinen Raum für einen Erlösungsgedanken im christlichen Sinne. Die islamische Mensch-Gott-Beziehung ist nicht bestimmt von Sünde und Erlösung, sondern von Reue und Vergebung.

 

l Aufgabe des Menschen ist es, im diesseitigen Leben die Nähe Gottes (qurbat ila Allãh) zu suchen. Jede rituelle Handlung und jede gute Tat muss von diesem Bestreben geprägt sein. Aus den Handlungen und Werken des Menschen leitet sich aber kein „Recht auf Belohnung“ ab; die Beziehung zu Gott ist vielmehr bestimmt durch Hoffnung und Vertrauen auf die göttliche Güte und Barmherzigkeit.

 

l Islam definiert sich nicht als Unterwerfung eines ohnmächtigen Menschen unter die Allmacht Gottes; bedeutet auch keine Unterordnung unter seinen unberechenbaren Willen (Willkür). Aufgabe des Menschen ist es vielmehr, seiner ursprünglichen und natürlichen Bestimmung gerecht zu werden: Bei der Suche nach der Nähe Gottes den seit der Erschaffung Adams in jedem Menschen vorhandenen göttlichen Geist zur Entfaltung zu bringen. Der Koran sagt:

                Wenn ich ihn (Adam) geformt und ihm von meinem Geist eingeblasen habe, dann fallt (Engel) und

                Werft euch vor ihm nieder. (Sure 15,29)

 

 

l Der Islam ist keine Gesetzes- und Werkreligion; keine Religion „von unten“, bei der der Mensch um die Belohnung durch Gott feilschen muss. (Häufig postuliert als Gegensatz zum Christentum, wo der Mensch als „Kind Gottes“ auf die Güte des Vater-Gottes vertrauen darf.) Der Islam ist eine Religion der Barmherziges Wort der Rechtleitung (Koran: hudan wa raḥma = Rechtleitung und Barmherzigkeit) die Menschen.

                Wir haben dich (Muhammad) nur als eine Barmherzigkeit für die Weltbewohner gesandt. (Sure 21,107)

Die von den Muslimen geforderten Handlungen sind nur die Verwirklichung des monotheistischen Glaubens durch die Tat. Die dazu im Koran festgelegten Vorschriften sind als Hilfen für die Verwirklichung dieses Auftrags an den Menschen zu verstehen.

 

 

Unsachgemäß ist:

 

l Das Verhältnis zwischen Mensch und Gott als ein Verhältnis zwischen Sklaven und Unterdrücker zu definieren und eine solche Unterstellung direkt oder indirekt in eine Definition des Islam (Unterwerfung unter den Willen Gottes) aufzunehmen;

 

l aus dem islamischen Gottesbild einseitig den Aspekt des göttlichen Willens (bzw. sogar der Willkür) in den Vordergrund zu stellen und zu behaupten, dass der Mensch sich wie ein Knecht gegenüber seinem Herrn blind unterwerfen muss;

 

l aus der Definition von Islam einen Fatalismus abzuleiten;

 

l aus einem auch dem Judentum und Christentum gemeinsamen Phänomen des „Gehorsams gegenüber Gottes Willen“ beim Islam eine blinde, macht- und rechtlose Sklavenmentalität abzuleiten;

 

l für das Christentum eine personale, dialogische, gefühlvolle Mensch-Gott-Beziehung zu behaupten, dem Islam jedoch in Gegensatz dazu eine geschäftsmäßige, gefühllosmechanische Mensch-Gott-Beziehung zu unterstellen.

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