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letzte Änderung 08.02.2009
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Türkische Küche - W A R E N K U N D E -

Türkische Küche

Türkische Küche

 

- W A R E N K U N D E -

 

 

Yayla, die Alm

 

Der Begriff »Yayla« ist mit »Alm« nur unzureichend übersetzt. Die Yayla kann sowohl eine grasbewachsene Hochebene wie auch eine im Gebirge gelegene, grüne Oase sein. Auf die kühlen Weideplätze, die oft beschwerlich zu erreichen sind, ziehen im Sommer Familien mit ihren Schaf- und Ziegenherden. Der Hausrat mit großen Kupferkesseln und Bettzeug wird auf Kamelen und Pferden, heute teils auf Lastwagen, mitgeführt. Es ist immer ein besonderes Erlebnis, einer solchen Karawane auf dem Weg in die Berge zu begegnen. Auf den Hochebenen siedeln die von der Viehwirtschaft lebenden Familien bis zum Wintereinbruch nach Nomadentradition in Zelten aus dunklem Ziegenhaar und verarbeiten Milch zu Butter und Käse. Von hier stammt auch die »Yayla çorbası«, die Almsuppe.

Eine Yayla-Kultur ganz anderer Art pflegen die Menschen an der türkischen Mittelmeerküste. Wenn das Thermometer im Hochsommer auf 40 – 45° klettert, ziehe vor allem ältere Leute, Frauen mit Babys und Kleinkindern, am Wochenende auch Berufstätige, in ihre Sommerhäuschen ins Gebirge um, wo das Klima angenehm frisch ist. Diese Feriensiedlungen liegen in wasserreichen Oasen. Den Yayla-Aufenthalt nutzen die Frauen, um das Gemüse, das hier wächst, für den Winter zu Konservieren. Es wird eingelegt, eingekocht, getrocknet oder zu Pasten verarbeitet.

 

 

 

Linsen

 

Rote Linsen (Kırmızı mercimek) gehören zu den beliebtesten Hülsenfrüchten der Türkei. Kein Wunder, der Vordere Orient ist ihre Heimat. Hier wurden sie bereits um 7000 v. Chr. kultiviert. Das Hauptanbaugebiet der Linsen liegt heute bei der südostanatolischen Stadt Şanlıurfa, im Bereich des Euphrat und seine Nebenflüsse. Hier findet die Pflanze, die zu der Familie der Leguminosen zählt, ideale Wachstumsbedingungen, nämlich trockene, sehr heiße Sommer. Rote Linsen kommen bereits geschält in den Handel und benötigen keine Einweichzeit. Während des Kochens verändert sich ihre Farbe von Orangerot in mattes Gelb. Die Linsensuppe ist in der ganzen Türkei beliebt. Darüber hinaus existieren eine Reihe anderer regionaler Gerichte mit dieser Hülsenfrucht wie die Linsen-Laibchen (Mercimek köftesi) aus der südostanatolischen Stadt Gaziantep. Grüne Tellerlinsen werden ebenfalls gerne gegessen, z.B. mit Hackfleisch und Tomaten zusammen gekocht, doch erreichen sie nicht die Beliebtheit der gelben Linsen. Wie alle Hülsenfrüchte besitzen auch die Linsen einen hohen Eiweißgehalt, überdies wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Phosphor, Eisen und B-Vitamine wie Niacin. Vor dem Kochen Linsen verlesen und kalt abbrausen.

 

 

 

 

Tarhana

 

Bei Tarhana handelt es sich um eine Art Suppenmehl. das ursprünglich von den nomadisierenden Türkvölkern Mittelasiens zu Konservierung von Joghurt hergestellt wurde. So stand jederzeit ein zuverlässiges, nahrhaftes Lebensmittel zur Verfügung. Auf ihren Vorstößen nach Westen nahmen die heutigen Türken ihre Konservierungstradition mit und behielten sie, auch nachdem sie sesshaft geworden waren, bei. So stellen nach wie vor die Hausfrauen im Sommer Tarhana aus Bulgur, geschrotetem Weizen, und Joghurt her, die sie zu einem Brei zusammenkochen, abtropfen lassen, mit Salz, Pfeffer, Tomaten, Paprika oder auch mit Zwiebeln und Brühe anreichern. Diesen Brei drücken sie durch ein Haarsieb, zerkrümeln ihn ganz fein mit den Fingern und lassen ihn in der Sonne trocknen. Aufbewahrt wird Tarhana luftig in Baumwollsäckchen. Manche Hausfrauen reichern ihr Tarhana an mit roten Beten oder mit ein wenig Minze. Es gibt auch eine andere Zubereitungsart: Mehl mit Joghurt durchkneten einige Tage zum Säuern beiseite stellen, den Teig in Würfel schneiden, trocknen und reiben. Auf selbstgemachtes Tarhana legen die Türken großen Wert, obwohl es auch industriell hergestellt wird. Vor allem dieses Tarhana wird exportiert.

 

 

 

 

Sesam & Tahin

 

Sesam, türkisch Sesam, wurden bereits im Reich Urartu (900 – 700 v. Chr.) in Ostanatolien angebaut. Die Nutzpflanze mit ihren hübschen zartblauen Blüten findet man heute vor allem in der Mittelmeerregion und Südostanatolien. Die Sesamkörner werden im Juli und August geerntet. Für Tahin, Sesampaste, röstet man zuerst die kleinen Körnchen und mahlt sie sehr fein. In Dörfern des Taurusgebirges kann man an Gebirgsbächen urtümliche Getreidemühlen entdecken, mit denen auch Tahin hergestellt wird. Nach kurzem Ruhen setzt sich bei der Paste das Öl oben ab und muss vor Verwendung gründlich untergerührt werden. Sie sollten Tahin nicht lange aufheben, es wird leicht ranzig. Beliebt ist die Paste mit Pekmez vermischt, eingedicktem Traubensaft, zum Eintippen von frischem Fladen- oder Weißbrot. Die Männer trinken dazu gerne Rakı. Man verwendet Tahin auch für Salatsaucen. Aus zerstoßenem Sesam, Zucker und aromatischen Zutaten stellt man vor allem auch Helva her. Der Helvacı, der Helvamacher, bietet die Süßigkeit in Blöcken gepresst an. Man genießt die Portionsscheiben mit etwas Zitronensaft beträufelt und einem Glas Wasser zur Geschmacksneutralisierung. Mit den Sesamsamen werden natürlich auch Brote und Sesamkringel bestreut. Sesam enthält Vitamin A, G sowie die der B-Gruppe und gild als Aphrodisiakum.

 

 

 

Eingelegtes

 

Gemüse und Früchte sauer einzulegen, entwickelten die Türken zu einer wahren Kunst. Bereits unter Mehmet II., dem Eroberer Konstantinopels (1453), gab es in der Küchenbrigade des Palastes einen ausschließlich für Turşu, Eingelegtes, verantwortlichen Koch. Eingelegt werden verschiedene Gemüsesorten, einzeln oder gemischt, in Salzwasser oder in Salzwasser mit Essig, wie Gurken, kleine Kürbisse, Bohnen, Mais, Möhren und Paprika. Besonders appetitlich sind rote oder grüne Paprikaschoten und kleine Auberginen, gefüllt mit feinen Kohlstreifen und umwickelt mit Selleriestängeln. Jeder Turşu-Hersteller legt wert auf eine dekorative Anordnung seiner Ware im Glas. Früchte wie Pflaumen, Birnen, Quitten und Kirschen eignen sich auch zum Einlegen. Turşu-Läden sind heute leider im Aussterben begriffen. Einer der schönsten in Istanbul liegt im Stadtteil Cihangir. Zumindest die Karren der Turşu-Händler gehören immer noch zum gewohnten Straßenbild in größeren Städten. Auch der flüssige Inhalt der Gläser, das Einlegewasser, wird gerne getrunken. Lahana turşusu, eingelegter Weißkohl, ist an der Schwarzmeerküste besonders geschätzt, wo er gerne mit Knoblauch in der Pfanne gedünstet wird. Turşu fehlt bei keiner Vorspeise. Im Winter wird es gerne zu Gerichten mit Hülsenfrüchten gereicht.

 

 

 

Bulgur

 

Weizen wird in Anatolien seit Urzeiten kultiviert, zu Mehl zerrieben oder im ganzen gekocht. Für ein Gericht aus ganzen Körnern müssen diese über Stunden eingeweicht und lange gegart werden. Pfiffige Frauen kürzten irgendwann einmal die mühselige Vorbereitung ab, sie erfanden den Bulgur. Dafür lässt man einen bis zur nächsten Getreideernte ausreichenden Vorrat an geschältem Weizen quellen. Dieser wird dann gekocht und getrocknet. Dann zerschlägt man die Körner zu groben oder feinem Schrot, dem Bulgur. In luftige Stoffsäcke verpackt, hält er sich über Monate und ist nach etwa 30 Min. Kochzeit gar. Während die Städter den Bulgur fertig kaufen, stellen ihn die Bauern in den Dörfern selbst her. Dazu tun sich meist die Familien zusammen. Die Männer helfen, mit urtümlichen Holzstößeln bewaffnet, den Weizen zu zerstoßen. Diese Kraftarbeit erledigen jedoch auch Frauen. Grober Bulgur wird wie Reis gekocht. Feinen Bulgur verwendet man für Suppen, für Salat oder Für Bulgurröllchen. Er ist auch für Tarhana (Suppenmehl) unentbehrlich.

 

 

 

Yufka

 

Aus Yufka, großen dünnen Teigblättern, werden in der Türkei allerlei herzhafte und – mit hauchdünnen Blättern – süße Pasteten wie Baklava, gebacken. Yufka dient außerdem zum Einwickeln von Käse, wie beim Sigara böreği. Hergestellt werden die Blätter vom Meister dieses Fachs, vom Yufkacı, aber auch von Mädchen und Hausfrauen selbst. Schon das Ausrollen des Teiges ist eine Kunst, die langes Üben erfordert. Zum ausrollen wird ein dünnes langes Rollholz von 1,5 cm Durchmesser verwendet. Bei dieser Arbeit sitzen die Frauen vor einer großen runden Holzplatte im Schneidesitz auf dem Boden. In ihrer Nähe ist das Holzfeuer, darauf ein nach oben gewölbtes rundes Backblech, genannt »Saç«. Auf diesem Blech wird auch Saç ekmeği, das dünne, aus der Nomadenzeit stammende Brot, gebacken, das Yufka ähnelt, nur ein wenig dicker und gröber ist als dieses. Umgedreht verwendet man das Blech als Pfanne. Saç ekmeği wird gerne auf Vorrat gebacken, übereinander gestapelt und in Tüchern aufbewahrt. Vor der Verwendung sprengt man es mit Wasser ein, lässt es eine Weile eingewickelt liegen, damit es weich wird. Zum Essen erhält jeder einen Fladen. Yufka gibt es bei uns in türkischen Lebensmittelläden zusammengerollt oder gefaltet zu 3 oder 5 Blättern und in Folie verpackt.

 

 

 

Käse

 

Frischer  Schafkäse, türkisch Beyaz peynir, in Blöcke gepresst, in Lake eingelegt und daher mehr oder weniger salzig, ist der beliebteste Käse der Türkei. Sein Fettgehalt liegt zwischen 35% und 75% i.d.Tr. Der Käse kommt hauptsächlich aus den Regionen Thrakien, Mittelanatolien bei Eskişehir und Ostanatolien bei Kars. Diese Gebiet liefert auch den Kaşar peyniri, ein Schnittkäse, der, zu großen Laiben geformt, mit dem Alter immer würziger wird. Ein echter Nomadenkäse ist Tulum peyniri, meist auf der Sommerweide, der Yayla, hergestellt und in Ziegenhäuten zum abtropfen aufgehängt, so dass er sich durch sein Eigengewicht presst. Dieser salzige, krümelige Käse wird zu Brot gegessen oder zum Füllen von Börek (Teigpastete) oder Gözleme (Teigtaschen) verwendet. Seltener zu finden ist Dil peyniri, faseriger Zungenkäse, der in Zungenform oder in Strängen geflochten angeboten wird. Er ist ungesalzen, zart schmelzend und wirdauch für Desserts verwendet. Lor peyniri ist ein Ziegenfrischkäse. Als Spezialität Ostanatoliens im Gebiet der Stadt Van gilt Otlu peyniri – ein krümeliger Frischkäse, gewürzt mit wildem Knoblauch.

 

 

 

Fisch

 

Die Türkei bezieht ihren Fisch aus drei Meeren: aus dem Schwarzen Meer, aus dem Ägäischen Meer und aus dem Mittelmeer. Hinzu kommen noch das an Istanbul grenzende Marmarameer und der Bosporus. Das Fischangebot ist in Istanbul besonders sortenreich. Im Fischerort Sariyer weiß man aus Erfahrung wann welche Fischzüge zu erwarten sind. Lieblingsfisch der Istanbuler ist Lüfer (Blaufisch) und Palamut (Bonito), die gegrillt oder mit Gemüse zubereitet werden. Vom Schwarzen Meer kommen Kalkan (Steinbutt), Zargana (Nadelhecht), dessen Fleisch beim Braten grünlich wird, und Levrek (Meerbarsch). Eine Lokale Spezialität am Schwarzen Meer ist Hamsi, eine Sardellenart, die im Winter in Schwärmen in Küstennähe und am Bosporus auftaucht. Das Ägäische Meer und das Mittelmeer liefern Kılıçbalığı, den beliebten Schwertfisch. Aus diesen Meeren kommen auch Mercan (Rotbrasse), Barbnunya (Rotbarbe), Karagöz (Geißbrasse) und Kefal (Meeräsche). An den Gebirgsflüssen im Landesinneren züchtet man Forellen, die gegrillt oder in Butter oder Olivenöl gebraten werden. Die Seen Mittelanatoliens versorgen Nordeuropa mit Süßwasserkrebsen.

 

 

 

Trockenfleisch

 

Aus der Notwendigkeit, in Perioden des Überflusses dauerhafte Vorräte anlegen zu müssen, entwickelten die Türken eine kulinarische Kunst. Ein Beispiel ist Pastırma, getrocknetes, in einer dicken Gewürzkruste verpacktes Fleisch, das sich auch im heißen anatolischen Sommer aufbewahren lässt. Für das Würzfleisch werden Lenden und andere feine Teile vom Kalb oder Rind durch Steinblöcke beschwert, entwässert, gesalzen, luftgetrocknet und mit Çemen, einer Gewürzpaste aus Kreuzkümmel, Bockshornklee, Paprikapulver und Knoblauch, dick eingeschmiert, dadurch luftdicht verpackt und konserviert. Früher wurde getrocknetes Fleisch hauptsächlich vor Beginn des Frühlings gegessen, wenn die Herde nach langem hartem Winter geschont werden musste. Zentrum der Pastırma-Herstellung ist die mittelanatolische Stadt Kayseri. Dort werden in kleinen Läden am Basar die langen Pastırma-Stücke in Mengen angeboten. Man erhält die Delikatesse inzwischen auch bei uns in türkischen Lebensmittelläden. Vor dem Verzehr wird von Pastırma der größte Teil der zu kräftig schmeckenden Gewürzkruste entfernt. Man schneidet das Fleisch in hauchdünne Scheiben, serviert sie als Appetithappen zu Rakı oder brät sie mit Eiern in der Pfanne. Pastırma würzt auch den Bohnen- und Kichererbseneintopf. Bei gut abgehangenem Pastırma ist die Kruste trocken.

 

 

 

Gewürze & Kräuter

 

Der Besuch eines türkischen Gewürzbasars ist ein Fest für die Sinne. Aus großen Säcken duftet es nach Zimt, Kreuzkümmel und Pfeffer. Zu den Gewürzen und Kräutern, die in der türkischen Küche häufig verwendet werden, gehören schwarzer Pfeffer, mildes und scharfes Paprikapulver und Kırmızı pulbiber, geschrotete dunkelrote Paprikaflocken mit kräftigem Aroma. Sie werden gerne bei Tisch über gegrilltes Fleisch gestreut, genau wie getrockneter Oregano. Beim Köfteci, in den Grill-Lokalen, stehen Schälchen damit zur Selbstbedienung auf dem Tisch. Für Hackfleischgerichte sind Kreuzkümmel und Piment unentbehrlich. Ragouts und Gemüsefüllungen mit Reis gibt man gerne eine Prise Zimt bei. Sumak, ein violettes, säuerliches Pulver aus der Frucht des Essigbaums, wird zum Würzen von Bohnensalat und rohen Zwiebeln verwendet. Çörekotu, Schwarzkümmel, streut man mit Sesam auf Fladenbrot. Man kann etwas Çörekotu auch auf Schafkäse geben. Thymian kommt in Fleisch- und Eintopfgerichte; frische und getrocknete Minze in Gemüsefüllungen mit Reis, in Käsefüllungen für Pasten und in Suppen. Kombiniert wird Minze gerne mit Dill und Petersilie.

 

 

 

Reçel

 

Reçel ist nicht einfach eine Art Konfitüre, die man zum Frühstück auf frischem Brot genießt. Diese hausgemachte Spezialität bietet man gleichzeitig seinen Gästen als köstliche Süßigkeit an. Reçel wird hauptsächlich in den obstreichen Gebieten am Marmarameer, im Hinterland der ägäischen Küste und am Mittelmeer vom Frühjahr bis zum Herbst hergestellt. Und für das Einkochen der Früchte bringen Frauen viel Zeit auf. Zuerst lassen sie die Früchte in Zucker Saft ziehen, dann nehmen sie die Früchte heraus, kochen aus dem süßen Saft einen Sirup und lassen dann das Obst darin kochen. Besonders beliebt sind Reçel aus Erdbeeren, Sauerkirschen, Pfirsich, Aprikosen, Pflaumen, Äpfel und Quitten. Eine orientalische Note erhält Reçel, wenn es aus duftenden Rosenblättern, kleine Feigen oder Schalen der Bergamotte hergestellt wird. Diese Zitrusfrucht mit starkem Aroma verleiht auch Earl-Grey-Tee seine charakteristische Note.

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