Lektion 2
Lektion 2
Mal sahibi, mülk sahibi
Hani bunun ilk sahibi
Mal da yalan, mülk de yalan
Gel biraz da sen oyalan.
Yunus Emre
Übersetzung:
Gutsbesitzer,
Grundbesitzer,
wo ist denn der
Urbesitzer
Grund und Güter sind Lügen,
komm auch du dich abzulenken.
Lautgesetze
Im Bereich der Lexik wie auch in dem durch
Agglutination geprägten Bereich der Grammatik herrschen
bestimmte Lautgesetze, die der türkischen
Sprache besonders zu eigen sind. Von den Lautgesetzen im
Türkischen sind besonders die Vokale, aber auch
die Konsonanten betroffen. Ein großer Teil der türkischen
Grammatik besteht aus Endungen, die an die
Wörter im Satz angehängt werden. Was im Deutschen oft durch
ein besonderes Wort ausgedrückt wird (z.B. die
Possessivform: meine Tasche), wird im Türkischen durch eine
Endung an dem zugehörigen Wort wiedergegeben (çanta-m).
Es können auch mehrere Endungen hintereinander
an ein Wort angehängt werden:
bağır-mı-y-acak-sınız
"Ihr werdet nicht schreien."
(1) (2) (3) (4) (5)
(1)
Verbstamm ( schrei-)
(2) Negationsendung
(3) Bindekonsonant
(4) Futurendung
(5) Personalendung
für die 2. Person Plural:
Einzelne Endungen bestehen aus einem bis fünf
Buchstaben. Je nach den Lauten vor der Endung können
diese Endungen unterschiedliche Formen haben.
Die Veränderun- gen richten sich nach einigen wichtigen
Lautgesetzen des Türkischen. So können wir
Lautgesetze für Vokale und Konsonanten unterscheiden.
Die Vokale
(Ünlü Harfler)
Türkisch hat acht
Vokale: a, e, i, ı, o. ö. u. ü.
Vokalharmonien
(Ünlü Uyumu)
Die Vokale in den Endungen und auch im Stamm
gleichen sich dem Vokal der vorher-gehenden Silbe an.
Dies geschieht nach den Gesetzen der "großen"
oder "kleinen" Vokalharmonie. Wir können drei
artikulatorische Kriterien bei der Bildung aller
Vokale unterscheiden: Zungenstellung, Mundöffnungsgrad,
Lippenformung. Die im hinteren Mundraum
gebildeten Vokale sind: a, ı, o, u. Im vorderen werden e, i, ö, ü
gebildet. Offene Vokale sind a, e, o, ö.
Geschlossene Vokale sind ı, i, u, ü.
Ungerundete sind a, e, ı, i. Gerundete
sind o, ö, u, ü.
|
ungerundet |
gerundet |
offen |
geschlossen |
offen |
geschlossen |
Hinten |
a |
I |
o |
u |
Vorne |
e |
i |
ö |
ü |
Nach: Tahir Nejat Gencan:
Dilbilgisi, Ankara 1979, S. 44.
Die große Vokalharmonie
letzter Vokal im
Wortstamm
|
a
oder ı
|
o
oder u
|
e
oder i
|
ö
oder ü
|
Vokal in der Endung
|
ı
|
u
|
i
|
ü
|
Bei der großen Vokalharmonie variiert der Vokal
einer Endung zwischen i, ı, ü, u, je nach
der Qualität des Vokals der direkt vorhergehende
Silbe:
nach Silben mit a oder ı
folgt ı in der Endung,
nach Silben mit e oder i
folgt i in der Endung,
nach Silben mit o oder u
folgt u in der Endung,
nach Silben mit ö oder ü
folgt ü in der Endung.
Das Possessivsuffix der 1. Person Plural,
beispielsweise, ist dann vierfach realisierbar:
"-m4
z": -miz, -müz, -mız, -muz.
Weitere Beispiele:
at-ın
(dein Pferd; auf dem Pferd)
bık-tık
(wir haben die Nase voll)
ev-im
(mein Haus)
bil-ir-im
(ich weiß)
gör-ünüz
(sehen Sie)
süt-ümüz
(unsere Milch)
koy-muş-sunuz
(das haben Sie wohl hingelegt)
unut-tunuz
(Sie haben vergessen)
Auch bei anderen Endungen ist festgelegt, nach
welcher Vokalharmonie sie sich ändern. Einige Endungen
wie –yor (Endung für das Präsens
beim Verb), -ken (Konverbendung), -ki
(Zugehörigkeitsendung) bleiben unverändert.
Einige von den Endungen mit zwei Silben, d.h.
mit zwei Vokalen, verändern den einen Vokal nach der großen,
den anderen nach der kleinen Vokalharmonie,
z.B.: gel-ince — bağır-ınca.
Olmak
Das Verb olmak – "sein"
Ben
-im -ım -um -üm
à Bei Endung mit
Konsonanten
-yim -yım -yum -yüm
à Bei Endung mit
Vokalen
An
Eigennamen werden Suffixe nicht angehängt, sondern durch einen Apostroph
abgesetzt, was jedoch keinen Einfluß auf die Aussprache hat:
Agnes |
ben |
Agnes´im
|
Nina |
ben |
Nina´yım |
Hasan |
ben |
Hasan´ım |
Stefani |
ben |
Stefani´ yim |
Fabio |
ben |
Fabio´yum |
Rolf |
ben |
Rolf ´um |
Brigitte |
ben |
Brigitte´yim |
In
türkischen Wörtern wechselt bevorzugt Vokal mit Konsonant. Schließt ein
vokalisch
anlautendes Suffix (hier: präsentische Personalendungen der 1. Person) an eine
vokalisch auslautende Silbe an, wird meist ein y als Bindekonsonant
eingeschoben.
Boksör |
Boxer |
|
Boksörüm |
avukat |
Anwalt |
|
avukatım |
öğretmen |
Lehrer |
|
öğretmenim |
talebe |
Student |
|
talebeyim |
öğrenci |
Schüler |
|
öğrenciyim |
bahçevan |
Gärtner |
|
bahçevanım |
Sen
-sin
-sın -sün -sun
Rolf |
|
|
Rolf´sun |
Alman |
Deutsche |
|
Alman´ sın |
Türk |
Türke |
|
Türk´sün |
müdür |
Rektor |
|
müdürsün |
O
-dir
-dır -dür -dur
-tir
-tır -tür -tur
Neben hellen und dunklen
Vokalen unterscheidet das Türkische auch zwischen
weichen bzw. stimmhaften
und harten bzw. stimmlosen Konsonanten. Als hart
gelten die Konsonanten
ç, f, h, k, p, s, ş, t. Sie sind alle in dem Beispielsatz:
Fe paşa çok hasta
Fe Pascha ist sehr krank,
enthalten. Lautet die vorangehende
Silbe auf einen dieser
Konsonanten aus, wird ein d am Beginn eines Suffixes grundsätzlich zu t.
Doktor |
Arzt |
|
dorktordur |
Rolf |
|
|
Rolf´tur |
gül |
Rose |
|
güldür |
|