Allgemeines zur türkischen Sprache
Allgemeines zur türkischen Sprache, ihrer
Entwicklung und ihren Besonderheiten
Die in der Türkei heute vorherrschend
gesprochene Sprache ist das Türkei-Türkische. Es gehört der altaischen
Sprachgruppe an; die Verwandtschaft zur uralischen ist umstritten.
Akzentunterschiede sind in der Türkei weniger ausgeprägt als im deutschen
Sprachraum; dialektale Unterschiede sind vollständig zu vernachlässigen. Sie
betreffen vorwiegend den phonetischen Bereich. In der Regel bleibt die
Verständnismöglichkeit trotz der
Akzentunterschiede erhalten. Die Schriftsprache
entspricht dem Türkischen, das in Istanbul gesprochen wird. Eine Unterscheidung
in Hochsprache und Volkssprache, wie z.B. im Griechischen, gibt es nicht.
Unterschiede sind in den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten begründet.
Beispielsweise finden in niederen Bildungsschichten häufig phonetische
Verschleifungen statt. In der Sprache des Rechts werden noch viele Bezeichnungen
aus dem Osmanischen (d.h. viele persische und arabische Lehnwörter) benutzt,
wodurch Verständnisschwierigkeiten bei Uneingeweihten hervorgerufen werden.
Generell betrachtet können die Besonderheiten
des Türkischen in fünf Bereiche gegliedert werden:
1. Im vokalischen und konsonantischen Bereich
herrschen Lautgesetze (z.B.
Vokalharmonie), durch die die
Aufeinanderfolge bestimmter Laute ermöglicht oder
ausgeschlossen wird.
2. Ein dominantes Kennzeichen des Türkischen ist
die Agglutination, d.h. das
Zusammenfügen von Wörtern und Suffixen in
Wortbildung, Grammatik und Syntax
(z.B. ev-im = mein Haus; bil-ir-im
= ich weiß); im Gegensatz dazu nimmt z.B. im
Deutschen die Flexion eine beherrschende
Stellung ein.
3. Das Türkische zeichnet sich durch besondere
morphologische Regelmäßigkeit aus.
4. Kennzeichnend für die Syntax ist die
Nominalisierung. Ein Beispiel dazu:
Für " Der Mann, der zum Essen kommt" steht
im Türkischen "yemeğe gelen adam"
(zum Essen kommender Mann).
5. Die Wortbildungsmöglichkeiten sind sehr
vielfältig, da die türkische Sprache über eine
große Zahl von Suffixen verfügt, sowie über
Möglichkeiten, diese auch untereinander
zu variieren und zu kombinieren.
Die Grapheme ä, q, ß, w, x fehlen in der
türkischen Sprache, dagegen haben wir im Türkischen ç (wie tsch), ğ
(nach dumpfem Vokal kaum gesprochen, nach hellem Vokal wie deutsches j), ı
(velarisiertes i), ş (wie deutsches sch) und c (wie französisches
j).
Im Allgemeinen treten am Anfang von ursprünglich
türkischen Wörtern folgende Konsonanten nicht auf: c, ğ, l, m, n, r, z
(Ausnahmen bilden die lautmalenden Wörter oder Wortgruppen). Folgende Laute
können nicht am Ende einer Silbe stehen: b, d, g, d.
Akzent und Intonation
Wir können im Türkischen Wort- und Satzakzent
unterscheiden. Prinzipiell kann man sagen, dass im Türkischen der Akzent nicht
auf den ganzen Satz gleichmäßig verteilt und auch bei mehrsilbigen Wörtern eine
gleichmäßige Betonung beim Sprechen angestrebt wird. Dennoch tendieren Wort- und
Satzakzent dazu, gegen Ende des Wortes oder des Satzes aufzutreten. Beim
Satzakzent wird der Satzteil, der der Wichtigkeit nach besonders hervorgehoben
werden soll, jedoch auch betont und zwar nach den Regeln des Wortakzents. In dem
Satz:
B i z A n k á r a' y a g i d e c e
ğ i z.
(wörtl.: Wir nach Ankara werden fahren.)
trägt 'Ankara' den Akzent auf der zweiten Silbe
(obwohl Ortsnamen häufig auf der ersten Silbe betont werden). Außer bei
gefühlsbetontem Lesen bleibt der Akzent (vurgu) in der Regel unbemerkt:
"Duygusal konuşmaların, coşkulu söylevlerin
dışında vurgular kulağa pek batmaz."
Jedoch gibt es folgende Ausnahmen davon:
a) Bei einsilbigen Wörtern findet sich kein
Akzent (z.B. ben, dün, yol, çok etc.),
b) Mehrsilbige Wörter tragen oft den Akzent auf
der letzten Silbe (z.B. Babá, arkadaşım söyledí, okullár yarın açılacák)
.
c) Ortsnamen (s.o.), besonders wenn sie
zweisilbig sind, tragen den Akzent auf der
ersten Silbe (z.B. Kónya, Sámsun).
d) Suffixe ziehen die Akzentuierung auf sich
(z.B. çiçek - çiçeklér - çiçeklérimíz
(Blume - Blumen - unsere Blumen)). Bei weiterer
Suffigierung wird der Akzent immer weiter nach hinten verschoben. Der Akzent ist
immer auf der Silbe vor der Negations- endung -me- bei Verben (z.B.
uğrátma (laß nicht), gítme (geh nicht), auf der Silbe vor der
Frageendung -mi- (z.B. Gelecék mi? (Wird er kommen?), vor den
Silben -çe, -ken, -le, -se.
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