Neue
Konzepte zur Verbesserung der Kommunikation
Europazusatzsprache
Nachdem
ich nun in den letzten Jahren mich mehr oder weniger intensiv mit dem
Thema "Plansprachen" befasst habe, bin ich zu der Überzeugung gelangt,
dass es (bislang) keine perfekte Plansprache gibt. .
Wie
bekannt sein dürfte, ist eine Plansprache (ich persönlich bevorzuge den
Begriff "Kunstsprache") eine in relativ kurzer Zeit künstlich
entwickelte Sprache. Der häufigste Grund zur Entwicklung einer
Plansprache ist die Erleichterung der Verständigung zwischen Sprechern
unterschiedlicher Muttersprachen. Eine solche Sprache wird als »Lingua
franca« bezeichnet.
Es
sind in der Vergangenheit etliche Plansprachen eben mit dem Ziel, als
internationale Verständigungssprache zu fungieren, konstruiert worden
und dies wird sich auch in der Zukunft fortsetzen.
Es
gibt Befürworter und Gegner von künstlichen Sprachen; welche Meinung
man zu diesem Thema hat, hängt von vielerlei Faktoren ab. Für die einen
stellt eine Plansprache eine kulturelle Entgleisung dar, für die
anderen ein segensreiches Instrument zur Völkerverständigung. Es ist
bislang nicht möglich gewesen, in einem größeren Gebiet eine
Plansprache als Verständigungssprache wirkungsvoll und nachhaltig zu
installieren.
Ich möchte mich bei meinen Betrachtungen nun auf den europäischen Raum
beschränken. Ich als Europäer habe mir immer eine Lingua franca für
Europa gewünscht. Ich habe lange versucht, für eine solche Sprache
einen allgemein verständlichen Begriff zu finden. Nach reiflichen
Überlegungen bin ich zum Entschluss gekommen, eine Lingua franca für
Europa "Europazusatzsprache" zu nennen. Auch dachte ich an
"Europahilfssprache", "Europazweitsprache" oder "Europabrückensprache".
Bei dieser Idee handelt es sich um eine Vision: eben um eine gemeinsame
europäische Sprache, wie es auch (teilweise) eine gemeinsame europäische Währung gibt.
Ich
bin grundsätzlich der festen Überzeugung, dass es unbedingt nötig ist,
in Zukunft eine gemeinsame europäische Politik zu betreiben, um nicht
irgendwann ein Spielball zwischen den Supermächten zu werden. Es geht
also nicht nur um Sprache ? Es geht letztendlich auch um Europa. Der
Euro ist in vielen Ländern eine »Europaersatzwährung« geworden, denn in
vielen Ländern wurde die jeweilige Währung durch den Euro ersetzt. Der
Begriff »Europazusatzsprache« jedoch betont unmissverständlich, dass es
sich nicht um einen Ersatz, sondern um einen
Zusatz
handeln soll, also
um etwas Positives. Auf die Idee, eine solche Sprache für Europa zu
entwerfen, sind sicherlich schon viele gekommen. Ich möchte hier aber
keine Plansprachen nennen und schon gar nicht meine eigenen.
Ich glaube, dass keine zurzeit existierende Plansprache geeignet wäre,
als Europazusatzsprache Verwendung zu finden. Die Sprache, von der ich
spreche, existiert noch gar nicht. Ich konnte mich in der Vergangenheit
davon überzeugen, wie unendlich schwierig es ist, eine Sprache zu
entwerfen, und am Ende war ich nicht sonderlich zufrieden mit den
Ergebnissen. Ich glaube nicht, dass eine einzige Person dazu in der
Lage ist, die annähernd perfekte Sprache zu entwerfen. Jede Plansprache
hat Vorteile und Nachteile ? Für die einen sind die Vorteile Nachteile
und für die anderen sind die Nachteile Vorteile. Aber: Es ist auf jeden
Fall möglich, eine gute Europazusatzsprache zu konstruieren, wenn nur
genügend Experten an ihrer Konstruktion beteiligt sind. Es geht also
darum, ein entsprechendes gemeinschaftliches
europäisches Projekt
ins Leben zu rufen.
Information
und Aufklärung
Das ist allerdings erst der zweite Schritt. Der erste
Schritt ist
noch viel
wichtiger: Information und Aufklärung.
Die Idee, die Vision, der Traum
müssen der gesamten europäischen Bevölkerung mitgeteilt werden. Viele
Menschen wissen gar nicht, dass Plansprachen überhaupt existieren.
Ihnen sollte man die Vorteile einer Plansprache deutlich vor Augen
führen. Sicherlich wird es viele geben, die eine Plansprache ablehnen,
aber es wird auch viele geben, die dafür sind. Das Thema »Plansprache«
ist seit jeher ein Nullthema gewesen. Mir ist das Wort "Plansprache" in
den letzten zwanzig Jahren im Fernsehen oder in der Zeitung nur ein-
oder zweimal begegnet. Daraus schließe ich: Das Thema "Plansprache"
findet in der Öffentlichkeit praktisch nicht statt. Daher muss man
dafür sorgen, dass dies bald geschieht. Das einzige Medium, in dem
Diskussionen über Plansprachen vorkommen, scheint das Internet zu sein.
Das Internet ist zwar ein wichtiges Medium, aber man darf seine
Bedeutung nicht überschätzen, denn im Internet gibt es eine
unvorstellbare Anzahl von Inhalten, die erst gefunden werden müssen.
Man kann im Internet die notwendigen Millionen somit nicht erreichen.
Daraus schließe ich, dass die Idee zur Konstruktion einer
Europazusatzsprache im Fernsehen vorgestellt werden sollte.
Ich persönlich habe nicht die Absicht, mich an einer Konstruktion zu
beteiligen. Ich habe nicht den geringsten Einfluss, ich kann nur Ideen
äußern. Ich alleine kann nichts bewirken. Es sind also Unterstützer
notwendig, Leute, die sich an einer guten Sache beteiligen
wollen. Denn die Sache an sich ist äußerst interessant: Es geht um
etwas Einmaliges, um etwas noch nie Dagewesenes. Es müsste sich also
lohnen, sich dafür einzusetzen, wenn man denn dafür ist. Wenn also
Leute für die Einführung einer Europazusatzsprache in Europa sein
sollten, wäre es zweckmäßig, einen Verein zu gründen. Dieser Verein
könnte "Verein zur Erschaffung einer Europazusatzsprache" (VEZS)
heißen. Die Betonung liegt hier eindeutig auf »Erschaffung«. Es sollte
innerhalb dieses Vereins tabu sein, sich für die Installation einer
bereits bestehenden Plansprache einzusetzen. Anhänger irgendwelcher
Plansprachen können dies ja ohnehin aus ihrer eigenen Bewegung heraus
tun. Dies gilt auch für Anhänger irgendeiner natürlichen Sprache, die
als Lingua franca benutzt werden soll. Es darf keinen Fanatismus und
überflüssigen Streit geben. Es sollte erst einmal darum gehen, die
Öffentlichkeit zu erreichen und dies in völliger Transparenz.
Welche Vorteile hat eigentlich eine Plansprache? Sollte es gelingen, in
Europa eine Plansprache (Europazusatzsprache) zu installieren, die
gleichrangig neben der jeweiligen Muttersprache mit ähnlicher
Sprachkompetenz verwendet werden kann, überwiegen bei Weitem die
Vorteile: Jetzt kann jeder Europäer mit jedem anderen Europäer
kommunizieren, ohne vorher erst eine komplizierte Sprache gelernt haben
zu müssen, denn eine Plansprache lässt sich in erheblich kürzerer Zeit
erlernen und zur Anwendung bringen. Das Erreichen einer ausreichenden
Sprachkompetenz in einer anderen Sprache ist nun kein Privileg mehr von
Sprachbegabten oder Leuten, die sich teure und intensive Sprachkurse
leisten können. Man sollte auf jeden Fall im Rahmen eines europäischen
Gemeinschaftskonzepts auf europäischen Schulen nach erfolgter
Konstruktion die Europazusatzsprache lehren lassen, um nach einer
Erprobungsphase eventuelle Verbesserungen noch vornehmen zu können.
Dabei wäre es noch nicht einmal erforderlich, den üblichen
Sprachenunterricht zu reduzieren, denn wo man zur Anwendbarkeit einer
natürlichen Fremdsprache fünf oder sechs Jahre braucht, reicht bei
einer Europazusatzsprache nur ein einziges Unterrichtsjahr völlig aus.
Ich möchte unter keinen Umständen das Erlernen natürlicher Sprachen
unterdrücken. Die Verständigung zwischen Menschen in (und teilweise
auch außerhalb von) Europa ließe sich aber durch die Einführung einer
Plansprache erheblich verbessern, wodurch sich ganz neue Möglichkeiten
auftun würden und Europa zu seiner wahren Stärke finden könnte. Machen
wir uns doch nichts vor: Wir kommunizieren am liebsten mit Leuten, die
unsere Muttersprache sprechen; dadurch kommen keine wertvollen Kontakte
und Einsichten zustande, wie es ansonsten möglich wäre. Letztendlich
geht es um progressive Strategien zur Verbesserung der europäischen
Sprachenpolitik. Es geht darum, etwas zu schaffen, was noch nie in der
Geschichte der Menschheit gelungen ist. Man sollte es gerade deshalb
versuchen, weil es schwierig ist. Es ist schwierig, aber nicht
unmöglich. Ein Sandkorn macht keine Wüste, aber viele Sandkörner tun
dies, wie auch ein Tropfen keinen Ozean ergibt, sondern viele. Wenn man
über die wirksamen Medien den politisch korrekten Weg einschlägt, ohne
sich von Rückschlägen und Intrigen der reaktionären Gegner
zurückschrecken zu lassen, kann dieser Traum der Menschheit in
Erfüllung gehen und Europa dastehen als sein Erfüller.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss Pionierarbeit geleistet werden von
Leuten, die den dafür notwendigen Mut aufbringen. Der erste Schritt ist
die Gründung des Vereins zur Schaffung einer Europazusatzsprache.
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