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letzte Änderung 25.07.2010
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004-DE

Moderator: Gerhard Bischoff
eMail: Euyasik (Kl.affe) gmx (Punkt) net
Autor Brett Zamir
Übersetzer: G. de Tomaso

Brett Zamir, der in den USA lebt, rief die Webseite "onetongue.com" ins Leben. Dort behandelt er Themen, die sich mit konstruierten Sprachen befassen. Eingeschlossen ist ein Experiment, wie man die Ideen einer internationalen Sprache verbreiten könnte.


Welthilfssprache

I. Fundamentale Fragen

A) Welche Situation herrscht?

Schon seit Sprachbarrieren existieren, gibt es Menschen, die sich traurig, frustriert oder gar bestürzt äußern, weil sie nicht fähig sind, die Geheimnisse, die sich in den Köpfen unserer globalen Mitbürger befinden, zu entdecken oder ihre eigenen mitzuteilen.

Dieses gegenseitige Nichtverstehen, das auf jeden Fall stört, hat wahrscheinlich dazu beigetragen, die Entwicklung einer reichen Gedankenvielfalt zu ermöglichen. Nun sind wir zunehmend in der Lage – und in der Pflicht – dies für einen gemeinsamen Vorteil auszunutzen.

Kommunikations- und Transporttechnologien, militärische und umweltbedingte Bedrohungen; soziale, gesundheitliche und wirtschaftliche Krisen, sowie viele andere Entwicklungen haben uns zwangsweise einander näher gebracht hinsichtlich Regierung, Geschäftsleben, Wissenschaft, künstlerischem und religiösem Umfeld, sogar in unser nahes Umfeld und unsere Familien ist man eingedrungen, unabhängig von unsere Bereitschaft oder Einwilligung hierfür. Jedoch sind wir wegen des Mangels einer gemeinsamen Sprache noch immer nicht im Stande, uns angemessen über die vor uns liegenden Herausforderungen und Möglichkeiten zu verständigen.


B) Was ist die Lösung?

Es ist nun offensichtlich, dass die Menschheit als Ganzes ganz dringend eine gemeinsame Welthilfssprache und -schrift braucht – eine Sprache, die durch ein global repräsentatives und demokratisches Verfahren ausgewählt würde.

Eine solche Sprache könnte entweder aus den existierenden Sprachen der Welt ausgewählt werden oder eine erfunden Sprache sein. Experten verschiedener Disziplinen (z.B. Politik, Medien, Bildung, Sprachwissenschaft, Ökonomie, soziale Wissenschaften, etc.) wären an der Auswahl beteiligt und alle Staaten würde danach einen Beschluss [zur Einführung der ausgewählten Sprache] fassen. Wenn diese Sprache einmal gewählt ist, wird sie allgemein vorausgesetzt und neben der Muttersprache des Staates gelehrt. Begonnen wird damit in der Primarschule und in allen Ländern wird sie als allgemeines Kommunikationsmittel gefördert.

Die Welt ist dabei, "kleiner" zu werden und wir sind eindeutig voneinander abhängig - wie die Mitglieder einer Familie! Doch wie eine Familie ohne eine gemeinsame Sprache, welche von allen Mitgliedern geteilt wird, nicht funktionieren kann, ebenso ist es mit unserer Welt als Ganzes.


II. Nutzen einer internationalen Sprache

A) Übersicht über die Vorteile

Die Vorteile wären enorm:
* Vereinfachung der sozialen Integration
* Ausschalten von Kosten, Zeitaufwand und Missverständnissen, die durch Übersetzungen und das Lernen/Lehren von Sprachen entstehen, für einzelne Personen, Organisationen, Unternehmen und Regierungen
* Vereinfachen der Situation für Reisende und Emigranten
* Vereinfachen der wissenschaftlichen Entwicklung und des Zugangs zu Bildung für ärmere Völker
* Ermöglichen des Zusammenlegens kulturellen, spirituellen und künstlerischen Erbes verschiedener Völker zu einem „Welterbe„
* Fördern von Friedens und gegenseitigem Verständnis durch Unterbinden von Mißtrauen und Verhindern von Eingriffen Dritter, was beides Folgen des Fehlens einer gemeinsamen Sprache sind.

Dagegen könnte man jetzt die Frage stellen, ob irgendwelche Bereiche menschlichen Bemühens existieren, die aus einer universellen Hilfssprache keinen Vorteil zögen (und die derzeit von deren Fehlen nicht beeinträchtigt sind).

(Einige könnten argumentieren – vor allem im Falle einer konstruierten Sprache – dass durch die Wahl einer solchen Sprache auch das Geschlecht betreffende Merkmale, die in [ethnischen] Sprachen enthalten sind, beseitigt werden könnten, oder dass eine Sprache effizienter gelernt und gesprochen werden könnte und es gibt sogar Behauptungen, eine solche Sprache könne Leuten helfen, besser/schneller zu denken (obwohl im allgemein anerkannt ist, dass die Sprache viel eher durch die Gedanken kontrolliert wird als umgekehrt.)


B) Einzelheiten zum Vermeiden von Übersetzungen und zum Sprachenlernen und -lehren

Um noch mal den zweiten Punkt, Kosten von Übersetzungen und von Sprachunterricht; aufzugreifen, wir können sehen, dass ohne die Verfügbarkeit einer allgemeinen Hilfssprache der Aufwand riesig ist für Übersetzungsdienste, Übersetzungsmaschinen oder –software, für extra Druckkosten sowie Gehälter für spezialisierte Lehrkräfte und Berater etc. Für die Gesellschaft sind diese Kosten enorm und das Fehlen einer Hilfssprache behindert den freien Handel – sowohl den kommerziellen als auch den Handel mit Ideen.

Ferner verursachen Übersetzungen lästige Zeitverluste und Ungenauigkeiten (was wieder Zeit in Anspruch nimmt, um rückgängig gemacht zu werden; und was emotionale "Schäden" verursachen kann oder [im Extremfall] sogar lebensbedrohlich sein könnte).


C) Unterstützung von Frieden und demokratischen Idealen durch das Vermeiden von Vermittlern

Eine universelle Sprache könnte dazu beitragen, die begehrte erleichterte Kommunikation und die weltweite Einheitlichkeit aufzubauen (durch das Umgehen von Zwischenpersonen, die – bewusst oder unbewusst – Argwohn zwischen Nationen oder Sprachgruppen bewirken und durch das Umgehen von natürlichen Hindernissen, die zu nichts weiter führen als zu Misstrauen und Missverständnisse).

Ein häufig eingesetztes Mittel von totalitären Regierungssystemen ist das Überwachen der Ideen anderer (bis hin zum Vorschreiben von Ausdrücken und Bezeichnungen). Dies würde sehr viel schwieriger, wenn die betroffenen Leute auf eine gemeinsame Sprache mit der Aussenwelt zurückgreifen könnten (und alle Nationen, die eine solche Abmachung über eine gemeinsame Sprache nicht unterzeichnen würden, wären trotzdem nach und nach dazu gezwungen, sie anzunehmen, um die Bildung ihrer Bürger sichern zu können und auch, weil jene Staaten zunehmend die Notwendigkeit verspürten, ihren Bürgern aus Gründen der wirtschaftlichen Entwicklung Zugang zu dieser Sprache zu ermöglichen).

Natürlich ist Mißtrauen nicht auf solche totalitären Regierungen beschränkt, denn alle Völker entwickeln zwangsläufig Vorurteile gegenüber denen, die sie nicht verstehen (und wegen Fehlens einer gemeinsamen Sprache auch gar nicht verstehen können).

Man denke nur an nationale Einstellungen. Hier übertrumpft die Sprachegewohnheit gewöhnlich sogar die nationalen Gegebenheiten (und gelegentlich auch die rassischen Vorgaben.). Wie stark identifizieren sich Menschen mit der Kultur des Landes ihrer eigenen Vorfahren, wenn sie [in einem anderen Lande lebend] beispielsweise die Sprache der Vorfahren gar nicht mehr sprechen (und wie stark identifizieren sich umgekehrt einheimische Sprecher mit Fremden, welche die Landessprache nicht beherrschen)? Das soll nicht heißen, daß es als gut angesehen werden soll (eher im Gegenteil), wenn man sich nicht auf eine Stufe stellt mit einem Angehörigen der eigenen Nationalität, nur weil dieser nicht die Nationalsprache spricht. Dieser Gedanke soll nur als Beispiel dienen, um zu zeigen, um wieviel geringer die überstarke Bindung zur nationalen Identität wäre im Vergleich zur Bindung zu einer weltumfassenden, wenn wir eine Weltsprache besäßen, in welcher wir alle miteinander kommunizieren könnten.

Obwohl es sicherlich genügend viele Konflikte sowohl zwischen Nationen wie auch zwischen Menschen gibt, welche die gleiche Sprache sprechen, so sollte es doch offensichtlich sein, daß Bündnisse äußerst gerne von jenen gemacht werden, welche die gleiche Sprache sprechen. Man bedenke beispielsweise, um wieviel leichter es ist, sich mit Menschen eines anderen Landes zu identifizieren, wenn man eine gemeinsame Sprache spricht. Es ist höchstwahrscheinlich, daß die eigene Kultur schon zuvor von solchen Kulturen [mit gleicher Sprache] beeinflußt wurde und mit diesen verflochten ist.


D) Wer würde von einem solchen Entschluss profitieren?

Alle!

Eine Welthilfssprache böte allen Bewohnern der Erde Vorteile (wie sie oben beschrieben wurden). Mit der Zeit würden alle Menschen der Erde, ohne einen übersetzenden Vermittler zu benötigen, mit jedem beliebigen Gegenüber lesend und schreibend, zuhörend und sprechend kommunizieren können.

Dies ist eine sehr bedeutsame Gelegenheit – eine, die es in der gesamten Geschichte des Menschen nie in einem solchen Ausmass gab.

Derzeit versperrt ist uns ein Zugang zu Gefühlen, Ideen, Ansichten und Informationen – wissenschaftlicher, historischer, künstlerischer Art etc., die man sie finden kann auf Webseiten, in Büchern, Magazinen, in Fernseh- und Radioprogrammen (Neuigkeiten, Unterhaltung, Kulturelles, Bildendes etc.), oder durch weltweit Konferenzschaltungen. Jetzt, da die Technologie für eine grosse Anzahl Menschen einen Zugang zu diesen Informationsquellen bereitstellt, wie können wir da die politische Lösung hinauszögern, welche es zukünftigen Generationen erlauben wird, daß alle den erforderlichen sprachlichen Zugang erhalten, um von solchen technologischen Durchbrüchen Gebrauch zu machen?

11.9.2007




Euyasik
11.9.2007

G. Bischoff

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