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Miguel W.

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letzte Änderung 08.04.2012
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Aufbau des Wortschatzes

Der Wortschatz des Kweda wurde nach folgendem Muster aufgebaut:

1) Der international gebräuchliche Fachwortschatz im Bereich der Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Medizin, des Rechts usw., meist lateinischer oder altgriechischer Herkunft, liefert Fach- sowie – durch Zerlegung in seine Wortbestandteile – Grundbegriffe. Damit werden gleichzeitig auch viele Fremdwörter, die uns im Deutschen auf den genannten Gebieten und im Alltag ständig begegnen, in ihrer eigentlichen Bedeutung erklärt, z. B. "Evaluation" von valu "Wert" ergibt valuacio "Wertung" + Vorsilbe e- von ex "aus" = evaluacio "Auswertung"; "Anorexie" von an "ohne", "nicht" + orexia "Appetit" = anorexia "Appetitlosigkeit". Das Übergewicht, das dem Latein und seinen romanischen Tochtersprachen dadurch im Wortschatz des Kweda zukommt, wird an anderer Stelle ausgeglichen.*

2) Bei einigen Wörtern greift, was ich die 2:1-Regel nennen möchte: Wenn ein Wort in zwei von drei der großen europäischen Sprachgruppen (romanisch, germanisch und slawisch) mehr oder minder übereinstimmt, wird es zugunsten eines Wortes aus der dritten Gruppe übernommen, z. B. dt. Liebe, engl. love und russ. l’ubov’ ergeben lube "Liebe" statt des romanischen ama-, amo- (vgl. hierzu auch den Namen Lubomir). Ebenso ähnelt das slawische voda dem westgermanischen water, dem nordgermanischen vatn, dem baltischen vanduo und sogar dem finnougrischen vesi/víz. Deswegen wird es als Wort für "Wasser" dem lateinischen aqua vorgezogen. Zuweilen wurden Kompromissformen geschaffen, z. B. jablo "Apfel" aus germanisch appel und slawisch jabloko, torne "Turm" aus spanisch/portugiesisch/italienisch torre und skandinavisch tårn (finnisch torni, mittelhochdeutsch torn).

Von diesen beiden Ansatzpunkten abgesehen wird der Wortschatz des Kweda größtenteils unverändert aus den europäischen Sprachen entlehnt, und zwar systematisch: Das lexikalische Material für eine bestimmte Wortart wird bevorzugt aus einer bestimmten Sprache oder Sprachgruppe übernommen. Zudem sind die Wörter der drei Hauptwortarten an ihren Endungen erkennbar. Das heißt im einzelnen:

HAUPTWÖRTER (Substantive) kommen aus den romanischen Sprachen sowie ergänzend aus dem Griechischen, Albanischen, Baskischen und Maltesischen. Sie enden auf einen der Selbstlaute a, e, o oder (selten) u: kaza 'Haus', monte 'Berg', lago 'See', manu 'Hand'. Als extrem seltene Ausnahmen gibt es auch eine Handvoll international bekannter Hauptwörter, die auf -i ausgehen, wie z. B. alibi oder taxi.

EIGENSCHAFTSWÖRTER (Adjektive) kommen aus den slawischen Sprachen. Sie enden auf i: dobri 'gut', stari 'alt', letvi 'leicht', rudi 'rot'.

ZEITWÖRTER (Verben) kommen aus den germanischen Sprachen. Sie enden auf n (der vorangehende Selbstlaut ist meist ein a): drinkan 'trinken', findan 'finden', kewan 'kauen', standan 'stehen'.

UMSTANDSWÖRTER (Adverbien) kommen zu einem großen Teil aus den finnougrischen Sprachen: jo 'schon', samuti 'gleichfalls', viel 'noch'.

FRAGEFÜRWÖRTER (Interrogativpronomina) kommen aus den baltischen Sprachen. Sie beginnen sämtlich mit k und enden auf einen Mitlaut: kas 'was', kur 'wo', kad 'wann', kaip 'wie'.

BINDEWÖRTER (Konjunktionen) kommen aus der Zigeunersprache (Romanes): tai 'und', vai 'oder', ke 'dass', kai 'weil'.

ZAHLWÖRTER (Numeralia) kommen aus dem Lateinischen und Altgriechischen: 0 zero, 1 un, 2 du, 3 tri, 10 dek; 100 kentu; 1.000 mile.



AUFBAUWORTSCHATZ

Ausgehend von dem wie oben beschrieben zusammengesetzten Grundwortschatz wird das Vokabular erweitert, und zwar
a) durch einfache Zusammensetzung,
b) durch Ableitung mittels bestimmter Wortbildungssilben (siehe Abschnitt "Morpheme und Ableitungssilben") oder
c) durch Analogiebildung.

Beispiele:

a) pea 'Haupt', 'Oberhaupt', 'Chef' + urbe 'Stadt' = pea'urbe 'Hauptstadt'; pea + nave 'Schiff' = peanave 'Flaggschiff'; gee 'Erde', 'Boden' + logia 'Lehre', 'Kunde' = geologia 'Geologie'; talpe 'Maulwurf' + treno 'Zug' = talpotreno 'Untergrundbahn'

b) nave 'Schiff' + -ul- [Abschwächung] = navule 'Boot'; nave + -stvo [Ansammlung, Gesamtheit] = navestvo 'Flotte'; presien 'drücken' + ex 'aus' = expresien 'ausdrücken'; gudri 'klug' + -ta [Hauptwort - Zustand, Ergebnis einer Handlung, Abstraktum] = gudrita 'Klugheit'

c) čika 'Mädchen', čiko 'Junge' (vom Spanischen chica, chico) - čike 'Kind'



SPASS MUSS SEIN: DIE LUOGACE

Kweda sollte eigentlich "Komenski" heißen, denn es ist in zweierlei Hinsicht dem tschechischen Pädagogen Jan Ámos Komenský (1592 - 1670, latinisiert: Comenius) verpflichtet: Er machte sich bereits im 17. Jahrhundert Gedanken um eine völkerverbindende Plansprache namens "Panglossia"; und er forderte, dass Lernen auch Spaß bereiten solle.

Als ein Mittel, letzteres ins Spiel zu bringen, gibt es im Kweda eine Erscheinung mit dem unübersetzbaren Namen Luogace. Danach wird Wörtern aus real existierenden Sprachen eine neue Bedeutung unterlegt, die sie in den Quellsprachen nicht haben, die aber leicht assoziiert werden kann.

Beispiele:

bingo (von dem im englischsprachigen Raum verbreiteten Lotteriespiel) 'Treffer':
Li pirates sen nave bli sinkad per gravi bingo.
Das Schiff der Piraten wurde durch einen schweren Treffer versenkt.

hopla (von dem deutschen Ausrufwort "hoppla") 'Missgeschick', 'Versehen', 'Malheur':
He per hopla sendad konfidenciali skriptos do sen konkurentes.
Durch ein Versehen schickten sie vertrauliche Unterlagen an ihre Wettbewerber.

wuki (von Wookie, einer fiktiven außerirdischen Spezies in den "Krieg der Sterne"-Filmen) 'grob', 'rau', 'grobschlächtig', 'unzivilisiert', 'unkultiviert', 'ohne Benimm', 'unleidlich' (Mensch); 'wüst', 'wild', 'chaotisch', 'unordentlich':
Nem er letvi arbeidan kon lo, kai er mului wuki homo.
Es ist nicht leicht, mit ihm/ihr zusammenzuarbeiten, denn er/sie ist ein recht unleidlicher Mensch.
Bwo ei, ti komnata veri dunkjan wuki!
Buoh ey, das Zimmer sieht ja echt wüst aus!

holdrien (vom deutschen Ausrufwort "holdrio") 'frohlocken':
Slušanti ti sanoma le holdried tai lahjad.
Als er/sie diese Nachricht hörte, frohlockte und lachte er/sie.


* Andererseits wird man im Wortschatz des Kweda auch eine Reihe von Wörtern vermissen, die aus dem Latein oder den romanischen Sprachen bekannt sind. Beispielsweise würde exploran ("(er-) forschen", vgl. engl. to explore, span. explorar usw.) nach der inneren Logik des Kweda "ausweinen" bedeuten. Für "forschen" steht daher das gemeingermanische forskan.

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