Habe im Internet einen sehr guten Beitrag gefunden, wie eine Hochzeit mit allem drum und dran in der Türkei vonstatten geht:
Allgemein
Heiraten in der Türkei beginnt wie in vielen anderen Ländern der Welt auch mit Vorbereitungen. Da in der Türkei die Art des Zusammenkommens, der Vorbereitungen und der Heirat oft gebietsabhängig sind, führe ich hier nur die auf, die mir auch bekannt sind. Ich kenne einige in meinem Umfeld von denen ich weiß das sie ganz andere Sitten haben als ich sie kenne.
Es gibt in der Türkei sehr unterschiedliche Heiratsformen. Es gibt Regionen in denen früher untereinander in der Verwandtschaft geheiratet wurde. Sie hat aber im Laufe der Zeit abgenommen und an Bedeutung verloren.
Eine Besonderheit stellt das Entführen der zukünftigen Braut dar. Es muss sich hierbei nicht unbedingt um eine gewaltsame, sondern eine gewollte Entführung handeln.
Noch eine weitere Möglichkeit der Zusammenkunft, ist die Form Beşik Kertme. Es handelt sich hierbei um eine "Verlobung" des "Paares" bereits im Baby- oder Kindesalter. Es wird aber kaum noch angewendet, weil die Kinder ja auch irgendwann groß werden und eventuell feststellen, daß sie den so "verkuppelten" Partner gar nicht wollen. Streitigkeiten bis zum Blutvergießen unter den Familien wären dann möglich. Das durchschnittliche heiratsfähige Alter, das auch wiederum gebietsabhängig ist, liegt meiner Meinung nach aber zwischen 18 und 25 Jahren. Heute noch kann es auch zu einer Heirat zwischen Geschwistern oder Verwandtschaft kommen.
So läuft es ab
Traditionell beginnt für junge Männer im heiratsfähigem Alter, die Suche nach einer geeigneten Braut, durch Eltern, Freunde, Bekannte, Nachbarn. Diese machen dann den Eltern ab und zu Bemerkungen und natürlich gezielte Vorschläge. Aber wie gesagt, geht man so nur vor, wo Tradition noch wichtig sind. In Ballungsgebieten dagegen gibt es kaum Unterschiede zu den europäischen Abläufen: eben selbst aussuchen!
Läuft es nach alter Tradition ab, und der junge Mann hat ein Mädchen auserwählt, kommt es dann zu einer "Handanhalten- Zeremonie". Dabei geht der zukünftige Bräutigam in Begleitung des Familienoberhauptes, also Eltern, zu der Familie des Mädchens. Sie bringen üblicherweise ein kleines Geschenk mit, meistens mit Süßem wie das "Lokum" oder Ähnlichem. Diese Prozedur verläuft recht formell und auch steif. Nach etwas Smalltalk kommt der berühmte Satz: "Mit Allahs Erlaubnis halten wir um die Hand ihrer Tochter für unseren Sohn an!" Es kann vorkommen, daß die Familie des Mädchens etwas Bedenkzeit braucht und so der junge Mann mit den Eltern wieder kommen muss. Die Eltern des Mädchens werden meist mit dem Mädchen reden. Sogar die älteren Geschwister, meist aber nur die älteren Brüder, werden nach ihrer Meinung gefragt. Das ist nicht per forma gedacht, sondern es kann tatsächlich, wenn der große Bruder etwas gegen die Vermählung hat, einer Heirat hinderlich sein. Wenn aber alles für diese Beziehung spricht, kommt der nächste Schritt.
Die Verlobung
Die Verlobung findet meistens im Hause der Braut statt. Es kann natürlich auch außerhalb in angemieteten Räumen stattfinden. Es gelten hier keine besonderen Regeln. Es werden lediglich Geschenke mitgebracht und einfach gefeiert. Der Verlobungsring wird meist an den rechten Ringfinger gesteckt. Die Verlobung erlaubt es dem Paar sich auch öffentlich treffen zu dürfen. In kleineren Ortschaften benötigen Sie eventuell noch die Erlaubnis um gemeinsam etwas zu unternehmen. Eine Verlobung aufzulösen ist dagegen natürlich weniger schön. In diesem Fall, wenn es von Seiten der Braut kommt, muss oder sollte sie die erhaltenen Geschenke wieder zurückgeben; nicht so der Bräutigam.
Der Henna Abend
nennen wir den Henna Abend einfach eine kleine Feier seitens der Braut. Der Bräutigam kann aber trotzdem kurz dabei sein, sozusagen auf "Stippvisite". Ansonsten ist die Feier nur der Braut und deren Familie, Verwandten so wie Freunden vorbehalten. Bei der Feier sitzt die Braut in der Mitte der Menge. Wenn die Braut nicht verwitwet oder Waise ist, bekommt Sie ein buntes Tuch über den Kopf und ihre Hände und Füße werden mit Henna verziert. Die Familie des Bräutigams legt ihr dabei ein Geldstück in die Hand. Es wird ausgiebig gesungen und getanzt, manchmal bis in den Morgen hinein.
Die Hochzeit
Der Hochzeitstag bedeutet erst mal von Anfang an für alle Beteiligten Stress. Denn an diesem Tag muss man an alles denken: wie Blumenhändler, Fuhrpark, Saal, Gästeliste, Freunde, Geschenke, Kleingeld, Fototermin, Kleidung, Ringe, evtl. Hotel und vieles mehr aber vor allem Friseur! Beim Friseur also dem "Kuaför" verweilen nicht nur die Braut sondern auch manchmal Dutzende von Verwandten Stunden damit sich schick zu machen. Okay, der Bräutigam muss auch zum Friseur, aber das ist im Vergleich doch sehr schnell erledigt. Springen wir direkt zum Hauptereignis. Nachdem das Paar von Hupkonzerten begleitet in einem Konvoi mit dem geschmücktem "Gelin arabasi" (Brautwagen) am Festsaal angekommen ist . Wenn das Paar mit Applaus den Saal betritt, setzen sie sich auf ihren, auf einem Podest befindlichen Platz. Übrigens wird die Trauung selbst durch einen Standesbeamten entweder im "Evlenme daire" (Heiratshaus) oder wenn gewünscht, auch im Saal durchgeführt. Tradition die lustig ist: wer während der Trauung zuerst dem Partner auf den Fuß tritt, der hat angeblich das sagen in der Ehe! Die Ringe werden übrigens an den linken Ringfinger gesteckt, weil dort das Herz näher sitzt. Aber es ist nicht zwingend erforderlich, da es im Islam nicht vorgeschrieben ist einen zu tragen.
Einer der Höhepunkte zwischen dem Tanzen und in die Kameralächeln, ist dann die Verteilung der Geschenke, seitens der Verwandten und Gäste. Je nach Grad der Verwandtschaft, umso üppiger fällt auch das Geschenk aus. Und das kann schon mal beträchtliche Summen annehmen. Neben Geldscheinen, die dem Brautpaar mit Stecknadeln angebracht werden, kommen immer Armreifen und Anhänger aus Gold hinzu. Diese Prozedur dauert eine Weile, weil sich eine riesige Schlange von Menschen bildet, die auch ihr Geschenk überreichen wollen.
Die Hochzeitsnacht
Wenn die ganzen Feierlichkeiten vorbei, die Gäste verabschiedet sind und das Brautpaar endlich alleine sein möchte, kann es auch mal sein, daß eine ältere Frau, in dem Zımmer wartet, um die Hände des Brautpaares zu verbinden. Dann erfolgt ein Gebet vom Bräutigam. Anschließend übergibt er der Braut ein tradıtionelles Geschenk. Es kann auch noch gegessen werden, was die Familie der Braut vorher zubereitet hat.
Das heikelste Thema ist natürlich die Jungfräulichkeit. Es wird sehr oft in unserer jetzigen Gesellschaft heiß diskutiert. Fakt ist, das sie in der traditionsbewussten Gesellschaft eine große Bedeutung hat. Es kann daher schon mal sein, daß das Bettlaken oder Tuch der Entjungferung seitens der Braut in Verwahrung genommen wird, um es dann am nächsten Tag der Mutter als Zeichen oder Beweis der "Reinheit" zu zeigen. Es wird eben einfach von traditionsbewussten Türken verlangt. Was wenn nicht? Ganz einfach, es ist ein Scheidungsgrund! Und zwar nicht gerade zimperlich. Es könnte durchaus in diesem Fall die Braut wieder zu dem Elternhaus zurückgeschickt werden. Aber ich betone ausdrücklich, dass es heute immer seltener praktiziert wird, denn moderne Türken führen immer weniger diese Tradition fort |