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letzte Änderung 18.02.2009
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Fabeln aus Afrika

Fabeln aus Afrika

Fabeln aus Afrika

alphabetisch nach Titeln geordnet

Das Chamäleon und der Elefant
Das Haselhuhn und die Schildkröte
Der Elefant und der Hahn
Der Schakal und der Leopard
Der Ursprung des Todes
Der kranke Löwe
Der stolze Schmetterling
Der tote Mann und der Mond
Die Erde und der Hase
Die Katze und die Frau
Die Schlange
Warum hat der Schakal einen langen schwarzen Streifen auf dem Rücken?

 

 

Das Chamäleon und der Elefant

Eines Tages lud das Chamäleon den Elefanten zum Laufen ein. Der Elefant nahm die Herausforderung an, deren Entscheidung auf den folgenden Morgen verlegt wurde. Während der Nacht verteilte das Chamäleon viele seiner Brüder in kurzer Entfernung den Weg entlang, der zu durchlaufen war. Als der folgende Tag graute, kam der Elefant und fing ohne weiteres zu laufen an. Das Chamäleon stieg hurtig dem Elefanten auf den Schwanz. Bei jeder Begegnung mit einem Chamäleon fragte der Elefant: "Bist du nicht müde?" - "Nein!" antwortete das gefragte Tier, das sich jetzt erst anschickte, den kleinen ihm angewiesenen Teil zu durchlaufen. Zuletzt blieb der Elefant atemlos und müde stehen, indem er sich für besiegt bekannte.

Das Haselhuhn und die Schildkröte

"Ich bin besser daran, als du", sagte das Haselhuhn zur Schildkröte. "Ich kann rasch gehen und noch mehr - ich kann fliegen." - "Du Glückliche", antwortete die Schildkröte, "ich schleppe mich fort, und, so gut es geht, mache ich meine Geschäfte ab." Nun traf es sich, dass die Menschen, um zu jagen, das Gras der Wiese anbrannten; das wachsende Feuer engte den Kreis immer mehr ein, die Gefahr für beide Tiere war offenkundig und sicher. Die Schildkröte schleppte sich in eine kleine Grube, die durch den Fußtritt eines Elefanten ausgehöhlt war, und rettete sich so. Das Haselhuhn dagegen versuchte den Flug; aber Rauch und Feuer ließen es herabfallen, und es starb. - Wer sich allzu sehr rühmt, bleibt bei der Probe zurück.

Der Elefant und der Hahn

Eines Tages forderten der Elefant und der Hahn einander zum Wettstreit auf, wer von ihnen ein beharrlicherer Fresser wäre. Als sie an dem vereinbarten Orte sich getroffen hatten, machten sie sich sofort ans Werk. Gegen Mittag legte sich der Elefant gesättigt nieder und versank im Schlaf. Nach einigen Stunden wachte er auf und bemerkte zu seinem großen Verwundern den Hahn, wie er immer noch unter dem Grase scharrte und pickte. Auch er begann zu fressen, und, neuerdings gesättigt, zog er sich zurück, indem er mit stets wachsendem Staunen den Hahn Nahrung zu sich nehmen sah. Als sich die Sonne zum Untergang wendete, beeilte sich der Hahn, sich auf den Rücken des Elefanten zu setzen, der sich mittlerweile gelegt hatte. Kurze Zeit verstrich, da fühlte der Elefant Stiche auf seinem Rücken. "Was machst du da?" rief er halb erschreckt. "Nichts; ich nähre mich von den Insekten, die ich in den Borsten deiner Haut finde." Entsetzt über eine derartige ausdauernde Gefräßigkeit, erhob sich der Elefant und suchte wie ein Narr das Weite. Und seit diesem Tage flieht der Elefant stets, wenn er das Krähen des Hahnes hört.

Der Schakal und der Leopard

Der Leopard hatte eine Gazelle gefangen und verzehrt. Das sah der Schakal. "Du bist allerdings gefräßig unter den Tieren", sagte er zu ihm, "allein es wird dir nicht gelingen, mich an Gefräßigkeit zu übertreffen." Der Leopard lachte. "Nun zur Probe!" antwortete er.

Der Schakal begab sich in ein weites Feld von weißlichen Kürbissen, und, nachdem er sie von den Blättern gereinigt hatte, ließ er sich in der Mitte nieder, nachdem er sich den Kopf rot gefärbt hatte. Der Leopard kam hinzu und versuchte, sich ihm zu nähern; da er aber die Kürbisse wahrnahm und glaubte, es seien Schädel verzehrter Tiere, schritt er, von Schrecken ergriffen, zurück. "Warum kommst du nicht näher?" rief ihm der Schakal zu. "Ach, ich fürchte mich", versetzte der Leopard, seinen Weg weiter nehmend, "ich erkenne, daß du wilder und blutdürstiger bist als ich."

Der Ursprung des Todes

Einst sandte der Mond den Hasen auf die Erde nieder, um den Menschen zu verkünden, dass wie er (nämlich der Mond) hinstürbe und wieder lebendig würde, so sollte auch ein jedes Menschenkind sterben und wieder lebendig werden.

Anstatt aber nun die Botschaft genau auszurichten, sagte der Hase, sei es nun aus Vergesslichkeit oder aus Böswilligkeit, den Menschen, dass, wie der Mond erschiene und hinstürbe, so sollten auch die Menschen sterben und nicht wieder lebendig werden.

Als der Hase dann zum Monde zurückgekehrt war, wurde er von demselben befragt, ob er seine Botschaft ausgerichtet habe. Wie nun der Mond erfuhr, was jener getan, ward er so zornig, dass er ein Beil ergriff, um dem Hasen den Kopf zu spalten. Da der Schlag aber zu kurz geführt wurde, so fiel das Beil auf die Oberlippe des Hasen nieder und verletzte dieselbe nicht unbedeutend. Daher stammt nun die so genannte Hasenscharte, welche noch jetzt zu sehen ist.

Da der Hase nun über eine solche Behandlung höchst empört war, so nahm er seine Nägel zu Hilfe und zerkratzte damit des Mondes Antlitz. Die dunkeln Partien nun, die wir noch jetzt an der Oberfläche des Mondes wahrnehmen, sind die Schrammen, die er bei dieser Gelegenheit erhielt.

Der kranke Löwe

Der Löwe, sagt man, war krank; da gingen sie alle, ihn in seinen Leiden zu besuchen; der Schakal aber ging nicht hin, weil die Spuren der Leute, die hingingen, um ihn zu besuchen, nicht wieder zurückkehrten. Da wurde er von der Hyäne bei dem Löwen verklagt. "Obschon ich gekommen bin, dich zu besuchen, will doch der Schakal nicht kommen, dich in deinen Leiden zu besuchen." Da schickte der Löwe die Hyäne, um den Schakal zu fangen. Das tat sie und brachte ihn vor den Löwen. Der Löwe fragte den Schakal: "Warum kamst du denn nicht, nach mir zu sehen?"

Der Schakal gab zur Antwort: "Bitte, lieber Onkel; als ich hörte, dass du so schwer krank seiest, ging ich zum Zauberdoktor, um Rat zu holen und ihn zu fragen, was für eine Arznei meinem Onkel von seinen Schmerzen helfen würde. Der Doktor aber sagte so zu mir: 'Geh und sage deinem Onkel, er möge die Hyäne ergreifen, ihr das Fell abziehen, und, wenn es noch warm wäre, es anlegen; dann werde es besser werden.' Die Hyäne ist so nichtsnutzig, dass sie sich gar nicht um die Leiden meines Onkels kümmert." Der Löwe folgte diesem Rat, ergriff die Hyäne, zog ihr, während sie aus Leibeskräften heulte, das Fell über die Ohren und legte es an.

Der stolze Schmetterling

Ein wunderschöner Schmetterling umflatterte eine duftende Blume; da bemerkte er eine hässliche Raupe, die im Staube dahinkroch. Verächtlich rief der Schmetterling ihr zu: "Wie darfst du es wagen, dich in meiner Nähe sehen zu lassen? Fort mit dir! Sieh, ich bin schön und strahlend wie die Sonne, und meine Schwingen tragen mich hoch in die Lüfte, während du auf der Erde umherkriechst. Fort, wir haben nichts miteinander zu schaffen!"

"Dein Stolz, du bunter Schmetterling, steht dir schlecht an", erwiderte die Raupe ruhig. "All deine Farbenpracht gibt dir nicht das Recht, mich zu verachten. Wir sind und bleiben Verwandte, so schmähst du dich also selbst. Bist du nicht früher eine Raupe gewesen? Und werden deine Kinder nicht Raupen sein wie du und ich?!"

Der tote Mann und der Mond

Ein alter Mann sah einen Toten, auf welchen der Schein des Mondes fiel. Er rief eine große Anzahl Tiere zusammen und redete sie also an: "Wer von euch als tapferen Leuten will es auf sich nehmen, diese Leiche auf das entgegengesetzte Flussufer zu tragen, und wer den toten Mond?" Zwei Arten von Kröten meldeten sich; die eine mit den langen Beinen übernahm den Mond, die andere mit den kurzen Beinen den toten Menschen. Der Trägerin des Mondes gelang ihr Unternehmen; diejenige des Menschen aber ertrank infolge der Kürze ihrer Beine. Und das ist der Grund, weshalb der tote oder untergegangne Mond immer wieder erscheint, der Mensch dagegen, wenn er einmal tot ist, nicht mehr zurückkehrt.

Die Erde und der Hase

Eines Tages sagte der Hase zur Erde: "Du rührst dich nicht, du stehst beständig fest; warum das?" - "Du täuschest dich", erwiderte die Erde; "ich laufe mehr als du." - "Es soll auf den Beweis ankommen!" rief der Hase und fing zu laufen an. Nachdem er eine lange Strecke durcheilt hatte, hielt er, des Sieges versichert, inne. Aber zu seiner großen Überraschung sah er die Erde noch immer unter seinen Füßen. Öfter noch wiederholte er die Probe, bis er, durch die langen Anstrengungen ermüdet, zu Boden sank und starb.

Die Katze und die Frau

Vor langer, langer Zeit lebte die Katze nicht in den Häusern der Menschen, sondern wild im Busch. Sie fühlte sich aber einsam und dachte, sie wolle sich einem starken und mächtigen Wesen anschließen. Zuerst schloss sie Freundschaft mit dem Hasen und begleitete ihn überall hin.

Eines Tages aber bekam der Hase Streit mit einem Hirsch; dieser kämpfte gegen den Hasen und tötete ihn mit dem Geweih. So zog die Katze mit dem Hirsch weiter. Eines Tages aber sprang aus einem Hinterhalt ein Leopard auf den Hirsch und brachte ihn um. Die Katze gedachte, sich an den Leoparden zu halten; als dieser sich aber an dem Fleisch des Hirschs gütlich tun wollte, erschien ein Löwe und vertrieb den Leoparden mit ein paar Prankenhieben. So lebte die Katze mit dem Löwen zusammen und glaubte, endlich den mächtigsten Begleiter gefunden zu haben. Eines Tages aber stießen Löwe und Katze auf eine Elefantenherde. Die Katze kletterte geschwind auf einen Baum, der Löwe jedoch wurde von den Elefanten zertrampelt. Die Katze dachte: 'Größere und stärkere Tiere als die Elefanten gibt es nicht. Mit ihnen muss ich Freundschaft schließen.' Die Katze überlegte noch, wie sie das anstellen sollte, als ein Jäger aus einem Busch heraus einen giftigen Pfeil auf den Elefanten abschoss: Tot sank dieser zu Boden und die restliche Herde raste in panischem Schrecken davon. Die Katze, immer noch auf dem Baum, dachte weiter nach: 'Dieses seltsame zweibeinige Wesen sieht zwar nicht besonders stark aus - aber es hat doch den Elefanten überwunden. Ich muss versuchen, mit diesem Fremdling Freundschaft zu schließen.'

Also folgte sie, wenn auch in sicherem Abstand, dem Jäger bis zu dessen Haus. Sie wartete schüchtern einstweilen vor dem Haus, als der Jäger hineinging. Bald war aus dem Hause fürchterliches Schreien und Schimpfen zu hören: Die Tür flog auf, und heraus rannte der Jäger, hinter ihm drein die Frau, die ihn mit einer Holzkelle schlug. Da sagte sich die Katze: 'Nun endlich habe ich das stärkste aller Lebewesen gesehen, dasjenige vor dem sich auch jener, der den Elefanten überwunden hat, fürchtet! Mit diesem Wesen will ich zusammenleben!' Und ging ins Haus und in die Küche.

(afrikanisch)

Die Schlange

Es war einmal ein Weißer, so erzählt man, der traf eine Schlange, auf die ein großer Stein gefallen war, so dass sie sich nicht aufrichten konnte. Da hob der Weiße den Stein von der Schlange auf. Als er ihn aber aufgehoben hatte, wollte die Schlange ihn beißen. Der Weiße sagte jedoch: "Halt! Lass uns beide erst zu klugen Leuten gehen!" So gingen sie denn und kamen zur Hyäne. Die fragte der Weiße. "Ist es auch wohl recht, dass die Schlange mich nun beißen will, obwohl ich ihr half, da sie hilflos unter dem Steine lag?" Die Hyäne erwiderte: "Nun, was wäre das denn Großes, wenn du gebissen würdest?" Da wollte ihn die Schlange beißen, aber der Weiße sprach wieder: "Warte erst und lass uns zu andern klugen Leuten gehen, damit ich höre, ob es auch recht ist!"

Als sie weitergingen, trafen sie den Schakal. Da redete der Weiße den Schakal an: "Ist's auch wohl recht, dass die Schlange mich beißen will, obschon ich den Stein aufhob, der auf ihr lastete?" Der Schakal erwiderte: "Ich kann es mir gar nicht vorstellen, dass die Schlange so vom Stein bedeckt sein konnte, dass sie nicht imstande war aufzustehen. Nur wenn ich's mit meinen eignen Augen sähe, würde ich's glauben. Kommt, wir wollen uns auf den Weg machen und zusehen, ob's möglich ist."

So machten sie sich denn alle auf und gingen nach der Stelle, wo es geschehen war. Dort angekommen sprach der Schakal: "Schlange, lege dich nieder und lass dich mit dein Stein bedecken." Da legte der Weiße den Stein auf sie, und, obschon sie sich sehr anstrengte, konnte sie doch nicht aufstehen. Der weiße Mann wollte den Stein wieder aufheben, aber der Schakal sprach: "Lass sie nur liegen, sie wollte dich ja beißen; sie mag allein aufstehen!"

Warum hat der Schakal einen langen schwarzen Streifen auf dem Rücken?

Die Sonne, so erzählt man, befand sich einst auf der Erde. Die Menschen waren damals gerade im Umzug begriffen und sahen sie wohl am Wege sitzen, gingen aber, ohne sie zu beachten, vorüber.

Der Schakal aber, der hinter ihnen herkam und die Sonne auch dasitzen sah, ging zu ihr heran und sprach: "Solch ein hübsches Kindlein lassen die Menschen zurück?" Er hob die Sonne dann auf und steckte sie in das Awafell, das er auf dem Rücken trug. Da es ihn aber brannte, so sprach er: "Komm herab!" und schüttelte sich; die Sonne klebte aber auf seinem Rücken fest und brannte von dem Tag an des Schakals Rücken schwarz.

 

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