GRAMMATISCHE ÄNDERUNGEN IM ÜBERBLICK
1) MASSNAHMEN ZUR STRUKTURELLEN ENTPATRIFIZIERUNG
a) Genus
b) Personalpronomina der 3. Person Plural
c) Motionen
2) ERGÄNZENDE ADAPTIVE MASSNAHMEN
a) Indikation der Kasus
b) Substantive
c) Substantivierte Adjektive und Partizipien
d) Das Personalpronomen der 3. Person Plural
1) MASSNAHMEN ZUR STRUKTURELLEN ENTPATRIFIZIERUNG
a) GENUS [zum Anfang der Übersicht]
Das Genussystem wurde aufgegeben. Statt der drei bestimmten Artikel 'der', 'die' und 'das' wird nur noch 'die' benutzt. Das Flexionsschema lautet:
die – der - dem - den.
Es gilt ausnahmslos für alle Substantive, sowohl in Singular als auch Plural.
b) PERSONALPRONOMINA DER 3. PERSON SINGULAR [zum Anfang der Übersicht]
Die Gegensätzlichkeit von 'er' und 'sie' wurde aufgehoben; in der 3. Person Singular werden nur noch zwei Personalpronomina benutzt, eine belebte und eine unbelebte Form (persönliches und sächliches Fürwort).
Die belebte Form bezieht sich auf alle eigenständigen Lebewesen beiderlei Geschlechts, d.h. auf Menschen, Tiere und Pflanzen, aber auch auf belebte Kollektiva. Sie lautet im Nominativ 'sie' und wird dekliniert:
sie - ihr - ihm - ihn.
Die unbelebte Form ersetzt alle Substantive, die keine eigenständigen Lebewesen repräsentieren, d.h., Dingliches, Abstraktes, aber auch Teile von Lebewesen. Sie lautet im Nominativ 'es', ihr Flexionsschema:
es - er - em - en.
Anm.: Steht 'es' für Inhalte, die nicht durch ein einzelnes Substantiv wiedergegeben werden können, so bleibt dieses ungebeugt.
BEISPIEL: „Du wirst es schaffen! (Nicht: „Du wirst en schaffen!)
c) MOTIONEN [zum Anfang der Übersicht]
Als männliches Pendant zum weiblichen Motionssuffix '-in' wurde '-is' eingeführt. Dieses kann an alle Nomina angefügt werden, bei denen auch die weibliche movierte Form möglich ist. Die Grundformen ohne Motionsendung schließen Personen (bzw. Tiere) beiderlei Geschlechts ein.
Die Pluralform des männlichen Suffix lautet '-isse'. Analog wurde die weibliche Pluralform '-innen' reduziert zu '-inne'.
Diese beiden Motionsendungen können zur Kennzeichnung des Geschlechts auch an substantivisch gebrauchte Adjektive und Partizipien angefügt werden (z.B.: 'Abgeordnetis - Abgeordnetin'), die Formen auf '-e' (hier: 'Abgeordnete') sind geschlechtsneutral.
2) ERGÄNZENDE ADAPTIVE MASSNAHMEN
a) INDIKATION DER KASUS [zum Anfang der Übersicht]
Das gleiche Flexionsschema wie für den bestimmten Artikel gilt für alle Wortarten, die die Fallanzeige übernehmen können, d.h. auch für unbestimmten Artikel, Pronomina und Adjektive/Partizipien. Die Genitivendung lautet also stets '-er', die Dativendung stets '-em' und die Akkusativendung immer '-en'.
Hiervon ausgenommen sind lediglich die deklinierten Personalpronomina ('mir', 'mich', 'dir', 'dich' usw) und unbeugbare Formen ('sich', 'etwas', etc.); ungebeugt bleibt auch der unbestimmte Artikel als Bestandteil von Indefinitpronomina ('ein wenig', 'ein bisschen', 'ein paar').
Im Dativ bleiben außerdem die kontrahierten Formen ('im', 'am', 'zum' usw.) erhalten.
Die Kasusendungen treten in der Regel in jedem Satzglied nur einmal auf, und zwar an der ersten möglichen Position; die Kongruenzregel (parallele Beugung) entfällt. Alle evtl. darauffolgenden Attribute haben die Endung '-e'.
BEISPIEL im Akkusativ:
'Sie sah einen verschneite hohe Berg.'
'Sie sah verschneiten hohe Berge.'
Nur wenn die nachfolgenden Attribute von der Kasusendung durch ein Komma oder eine Konjunktion getrennt sind, muss die Fallanzeige wiederholt werden.
BEISPIEL: 'Sie sah hohen, verschneiten Berge.'
'Sie sah kahlen und bewaldeten Berge.'
Im Nominativ gilt allgemein die Endung '-e'. In attributiver (Erst-)Stellung treten hier einige Wortarten jedoch endungslos auf (die Possessivpronomina, der unbestimmte Artikel und 'kein').
BEISPIEL: „Das ist ein/kein/mein/unser Buch.
„Hier sind kein/dein/ihr/euer Bücher.
Stehen diese Wörter jedoch selbständig, haben auch sie im Nominativ stets die Endung '-e'.
BEISPIEL: „Das ist eine/keine/meine/ihre.
„Hier sind keine/deine/uns(e)re/eu(e)re.
Die Endung '-e' gilt auch für den adverbialen Superlativ.
BEISPIEL: 'am beste', 'am höchste'.
b) SUBSTANTIVE [zum Anfang der Übersicht]
Substantive treten nur in einer Singular- und einer Pluralform auf; die Kasusendungen ('-s', '-es', '-ens', '-e', '-n' und '-en') entfallen. Zu dieser Regel gibt es nur zwei Ausnahmen:
a) Artikellos benutzte Substantive (Eigennamen u.a.) behalten die Genitivendung: 'Mutters Brille', 'Uwes Fahrrad', 'Geschichte Russlands', 'Gabe Gottes' usw.
Ebenfalls erhalten bleiben die (echten und falschen) Genitivendungen in festen Fügungen: 'Tagesanbruch', 'Herzenslust', 'Übungsbuch', etc.
b) Die poetisierende Dativendung '-e' vieler bislang männlicher und sächlicher Substantive im Singular kann dort benutzt werden, wo sie nicht identisch ist mit der Pluralendung und die Verständlichkeit somit nicht beeinträchtigt wird. Möglich ist z.B. 'im Walde', da der Plural von 'Wald' 'Wälder' lautet, nicht aber 'im Kriege', da dies der herkömmlichen Form 'in den Kriegen' entspricht (z.B.: 'im drei Punische Kriege').
Der Wegfall der Kasusendungen betrifft zwar nur einen Teil der Substantive (fast ausschließlich bisher männliche und sächliche), ist aber bisweilen unbedingt zu beachten, da es sonst zu Verwechslungen des Plural mit dem Singular kommen kann.
BEISPIEL:
Singular: die Mensch - der Mensch - dem Mensch - den Mensch
Plural: die Menschen - der Menschen - dem Menschen - den Menschen
Die Formen 'dem Menschen' und 'den Menschen' bezeichnen hier also nicht mehr den Singular, sondern den Plural.
Substantive, deren Pluralform im herkömmlichen Deutsch mit der Singularform identisch ist, erhalten in der Mehrzahl die Endung '-s', die für alle Beugungsfälle gilt. Dies betrifft die meisten Hauptwörter mit den Endungen '-er', '-en' und '-el', sämtliche Diminutive ('-chen', '-lein') sowie einzelne Ausnahmen (z.B. 'das Knie - die Knie', 'das Gebäude - die Gebäude').
BEISPIEL:
Singular: die Löffel - der Löffel - dem Löffel - den Löffel
Plural: die Löffels - der Löffels - dem Löffels - den Löffels.
c) SUBSTANTIVIERTE ADJEKTIVE UND PARTIZIPIEN [zum Anfang der Übersicht]
Bei substantivisch gebrauchten Adjektiven und Partizipien wird der Form nach zwischen personalisierten und generalisierend-unpersönlichen unterschieden. Die personalisierten Formen (bisher 'der bzw. die Gute'; 'der bzw. die Gerettete' usw.) haben im Singular stets die Endung '-e', im Plural immer die Endung '-en'.
BEISPIEL:
Singular: die Gute - der Gute - dem Gute - den Gute
Plural: die Guten - der Guten - dem Guten - den Guten
Auch hier ist es wichtig zu beachten, dass Formen wie 'dem Guten' und 'den Guten' nicht mehr den Singular, sondern den Plural repräsentieren.
Die geschlechtliche Spezifizierung kann in beiden Numeri mit Hilfe der Motionssuffixe erfolgen, z.B. 'die Gutin - die Gutis', 'die Gutinne - die Gutisse' (vgl. Pkt. 1.c. 'MOTIONEN').
Die nur im Singular auftretenden unpersönlichen Formen (bisher 'das Gute', 'das Gerettete' etc.) erhalten die Endung '-es', die in allen Beugungsfällen gilt.
BEISPIEL: die Gutes - der Gutes - dem Gutes - den Gutes
Dies gilt auch für die artikellos benutzten Formen ('manches', 'alles', 'neues', 'Vertrautes' usw.), so dass bei ihnen die Dativendung '-em' entfällt, z.B.: 'von neues', 'alles in alles' (statt 'alles in allem' - 'allem' ist die personalisierte und die attributive Form, z.B.: „Allem kann mer es nicht renk machen“, „Allem Leute renk getan ist ein Kunst, den niemerd kann“).
d) DAS PERSONALPRONOMEN DER 3. PERSON PLURAL [zum Anfang der Übersicht]
Das Deklinationsschema in der 3. Person Plural (herkömmlich: sie - ihr - ihnen - sie) lautet:
sie - ihr - ihmen – ihns.
Die pluralische Pronominalform des bestimmten Dativartikels (bisher: 'denen') lautet in Analogie hierzu: 'demen'.
[zum Anfang der Übersicht]
|