Die Geschichte trägt sich in Botan zu. Am Neujahrstag (kurd. Newroz) haben sich die beiden jüngeren Schwestern des Herrschers (Emir), Zin und Siti, als Männer verkleidet. So können sie unerkannt in der Stadt herumspazieren und sich die Männer anschauen, die sie gerne heiraten würden. Sie treffen auf als Mädchen verkleidete Jünglinge, denen sie ihre Ringe schenken. Die jungen Herren sind Tadschin, der Sohn eines Ministers, und Mem, ein Schreiber am Hof. Als sie die Namen auf den Ringen der Mädchen sehen, bemerken sie, dass es sich um die Prinzessinnen handelt. Mem ist von Sehnsucht erfüllt nach Zîn, deren Ring er trägt. Tadschin versucht ihn zu überzeugen, dass sie, die im Rufe der Stärke stehen, keine Schwäche zeigen dürfen. Aber Mem erklärt, dass er seine Stärke und Tapferkeit verloren hat und durch die Liebe zu Zin aufgezehrt wird. Inzwischen haben die Schwestern erfahren, dass die zwei Ringe nun Mem und Tadschin gehören.
Weil Mem ihm Leid tut, vertraut sich Tadschin seinen Brüdern und einflussreichen Freunden an, die sogleich seine Heirat mit Siti arrangieren. Ihre Strategie baut darauf, dass Mem alsbald um die Hand von Zîn halten kann. Nach der Hochzeit gibt Tadschin dem Emir den Rat, seinen Türhüter Bakr, den er für niederträchtig hält, zu entlassen. Dieser wiederum versucht sich an Tadschin zu rächen. Es gelingt ihm, den Emir zu überzeugen, dass Tadschin die Stellung des Emirs usurpieren wolle. Der Emir, der große Stücke auf Tadschin hält, zweifelt zunächst daran. Als Beweis für Tadschins Arroganz führt Bakr an, dass Tadschin die Schwester seiner frisch angetrauten Frau, Zîn, Mem versprochen habe. Durch eine List erreicht Bakr, dass Mem seine Liebe für Zin gegenüber dem Emir preisgibt. Dies scheint Bakrs Verschwörungstheorie zu bestätigen. Der erzürnte Emir lässt Mem einkerkern und in Ketten legen. Das Leiden der beiden Liebenden beginnt. Erst kurz vor ihrem Tod werden sie sich wieder sehen.
Mem und Zîn verzehren sich nacheinander. Ihr Leiden führt sie auf eine mystische Suche nach reiner, geistiger Liebe. Ihre Sehnsucht wird zu einem Streben nach dem Tod, um so eine Vereinigung mit Gott herbeizuführen. Unterdessen warten Mems Freunde und Zîns Schwester hilflos auf den Emir, damit er seine Fehler wiedergutmacht. Schließlich drängt Tadschins Bruder darauf, den Emir unter Gewaltanwendung zur Freilassung Mems zu zwingen: „Entweder befreien wir Mem mit Gewalt oder wir opfern unser Leben“. Sie bedrängen den Emir, Mem freizulassen und drohen damit, ihn zu befreien. Der Emir fürchtet einen Aufstand und macht sie glauben, er gebe ihren Forderungen nach. Wahrheit hat Bakr ihn schon überredet, Mem zu töten. Als der Emir seine Schwester besucht, um sie in seinen Plan gegen Mem einzubeziehen, findet er sie sterbenskrank vor. Er ist bestürzt, als er das Leiden erkennt, das er über die beiden gebracht hat, und voller Bedauern über seinen Betrug an seiner Schwester und Mem. Die Nachricht, dass Mem dem Tode nahe ist, gibt Zîn neue Kraft. Sie versichert ihrem Bruder, dass sein Mitleid und seine Reue ihre Seele befreit hätten, so dass sie ihren Körper verlassen und zu Mams Seele fliegen könne. Sie bittet ihren Bruder, ihr Begräbnis mit einem Fest zu feiern, so prächtig wie die Hochzeit ihrer Schwester. Er möge auch Einsamen, Armen und Unterdrückten helfen sowie Dichtern und Künstlern, die „wie eine Kerze brennen“, um ihre Mitmenschen zu erleuchten. Kurze Zeit später wird Mem aufgefordert, sich zum Emir zu begeben, weil er ihn freilassen wolle. Aber Mem weigert sich, „ein Diener, Sklave oder Gefangener von jemand anders außer Gott zu sein“. Im Tode sind die Liebenden vereint. Am Ende tötet Tadschin Bakr, um Mems Leiden zu rächen
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