Da ich gefragt wurde nach Quellen, gebe ich erstmal eine Quelle und wenn ich mehr Zeit habe, folgen weiter Quellenangaben.


Grundrisse zum Alten Testament
Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament
Herausgegeben von Walter Beyerlin


Seite 251

4. Punische Votivinschriften
Texte: Aus den mehreren tausend bekannter Votivinschriften auf Stelen des
punischen Reiches Karthago sind nachstehend Zeugnisse des Molkopfers ausgewählt.
Die ersten beiden Inschriften wurden 1945 und 1950 in Karthago auf sog. Tophet
Salambo gefunden, einem Felde von Stelen und Urnen mit Opferüberbleibseln, meist



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von Kindern. Sie wurden durch J.-G. Fevrier in CIS I, (…)
veröffentlicht und gehören zu den ältesten bisher bekannten punischen
Inschriften (um 600 v. Chr.). (…)

Das Wort mlk ist ein Begriff der punischen Opferterminologie und bedeutet
etymologisch „Zuführung“ (Verbalnomen zum Kausativ von blk, „gehen“). Vier spätere
(um 200 n. Chr. gefertigte) Inschriften aus Ngaus (seinerzeit Nicivibus) in Algerien,
in denen in sonst lateinischem Kontext der Begriff mlk (in molchomor) erscheint,
lassen keinen Zweifel daran, was mit dem Molkopfer gemeint gewesen ist: es war ein
Nachtopfer, das einer chthonischen Gottheit freiwillig dargebracht wurde. Die Stele
mit der Inschrift sollte für alle Zukunft das Opfer in Gottes Gedächtnis halten. Der
Ausdruck molchomor, der in punischen Inschriften in der Form mlk´mr vorkommt,
wird gewöhnlich mit „Lammopfer“ übersetzt. Indes verweist die Aussprache –omor
auf das Partizip des Verbums `mr, zu deutsch „sprechen“ oder „versprechen“. Jener
Ausdruck meint also „das Votivopfer des Versprechenden“. Die parallelen Formulierungen
mlk b´l und mlk ´dm bsrm btm sind analog mit „Votivopfer des Spenders“
bzw. mit „Votivopfer der in Vollkommenheit freigiebigen Menschen“ zu übersetzen.
Kaum zweifelhaft, alles in allem, was mit diesen Ausdrücken beabsichtigt war:
sie sollten das Votivopfer als ausschließliche Gabe dessen bezeichnet, der es
gelobt und gespendet hatte und Gott auf eigene Kosten freigiebig verehren und
befriedigen wollte. Daß Molk oft ein Kinderopfer war, kann man jedenfalls nicht aus
den Inschriften, sondern nur aus den entsprechenden archäologischen Befunden und
at.-lichen Nachrichten gefolgert werden.

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