Nila

pauker.at

Deutsch
letzte Änderung 28.09.2006
Seite empfehlen

Türkmenistan

Geographie

Turkmenistan grenzt (im Uhrzeigersinn) an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, den Iran und das Kaspische Meer.

Nahezu 80 % der Landfläche werden von der Wüste Karakum eingenommen, die sowohl aus Sand- als auch Geröllwüstengebieten besteht. Im Westen erstrecken sich die Hochebene von Türkmenbaşy und der Große Balkan (1.880 m ü. NN). Dieser fällt in Richtung Süden zum Karakum-Kanal (Turkmenischer Hauptkanal) ab, auf dessen anderer Seite die Landschaft in das Kopet-Dag-Gebirge übergeht, das sich größtenteils im Iran befindet. Während Richtung Südosten nach Afghanistan noch einige Ausläufer des Gissargebirges aufragen, befindet sich der höchste Berg des Landes, der Ayrybaba (3.139 m), an der östlichen Grenze zu Usbekistan.

Es herrscht überall kontinentales Klima mit extrem heißen und trockenen Sommern und kalten Wintern.



Bevölkerung

Das Land wird hauptsächlich vom Turkvolk der Turkmenen, aber auch von Usbeken und wenigen Russen bevölkert. Nahe der iranischen Grenze lebt zudem noch eine sehr kleine kurdische Bevölkerungsminderheit. Außerdem gibt es in Turkmenistan noch wenige Russlanddeutsche und rund 1.000 ethnische Juden, die größtenteils nach Deutschland abwandern.

Religionen

Etwa 89 % der Bevölkerung gehören dem Islam an (Sunniten der hanafitischen Rechtsschule). Etwa 8 % sind Angehörige der Russisch-Orthodoxen Kirche. Nur diese beiden Religionsgemeinschaften sind in Turkmenistan zugelassen. Zwar werden auch die Russisch-Orthodoxen Gemeinden misstrauisch beäugt, dennoch muss für sie Religionsfreiheit gewährleistet sein, da die Russen einen größeren Teil der Bevölkerung ausmachen. Daneben gibt es kleine christliche, jüdische (siehe Bucharische Juden) und Bahai-Gemeinden.

In Turkmenistan leben derzeit etwa 1.000 ethnische Juden. Die meisten von ihnen ließen sich hier während des Zweiten Weltkriegs nieder. Sie waren Flüchtlinge aus der Ukraine. Zusätzlich leben dort auch noch die alteingesessenen sogenannten Bucharischen Juden. Allerdings gibt es in Turkmenistan keine Synagogen und jüdische Lehrer. Viele der turkmenischen Juden wanderten in den letzten Jahren nach Deutschland und Israel aus.

Außerdem sind in Turkmenistan einige Freikirchen tätig (vor allem die Siebenten-Tags-Adventisten und die Evangeliumschristen-Baptisten). Sie arbeiten unter denkbar schwierigen Bedingungen, da sie vom Staat verfolgt werden. So wurde z.B. einer Adventistin, die heimlich Sabbatgottesdienste in ihrer Wohnung abhielt, nachdem die Regierung das adventistische Gotteshaus einriss, der Prozess gemacht, dennoch konnte sie fliehen und kam bei Verwandten in Sibirien unter. Ein russischer Baptist wurde gezwungen das Land zu verlassen und musste seine turkmenische Frau zurücklassen.

Diese christlichen Gemeinschaften sind in Turkmenistan besonders aktiv:

* Zeugen Jehovas
* Siebenten-Tags-Adventisten
* Evangeliumschristen-Baptisten

Lebensraum

Die Siedlungen beschränken sich meist auf Oasen, die im Süden versprengt über das Land verteilt sind.

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Aşgabat (797.900 Einwohner), Türkmenabat (234.828 Einwohner), Daşoguz (199.514 Einwohner) und Mary (114.690 Einwohner).



Geschichte

Alexander der Große eroberte das Gebiet im 4. Jahrhundert v. Chr. auf seinem Weg nach Indien. 150 Jahre später errichtete das Partherreich seine Hauptstadt in Nisa, einem Gebiet um das heutige Aşgabat. Im 7. Jahrhundert n. Chr. nahmen die Araber die Region ein, wodurch die Bevölkerung mit dem Islam und der Kultur des Nahen Ostens in Berührung kam. Um diese Zeit entwickelte sich die Seidenstraße zu einem wichtigen Handelsweg zwischen Asien und Europa. Schon bald wurde das Gebiet des heutigen Turkmenistan als Chorasan bekannt, als der Kalif der Abbasiden, Al-Ma'mun, Merw zu seiner Hauptstadt erhob. Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die Seldschuken über Turkmenistan in Afghanisten einzufallen. Das Seldschukenreich zerfiel im späten 12. Jahrhundert und die Turkmenen verloren ihre Unabhängigkeit als Dschingis Khan auf seinem Weg nach Europa die Kontrolle über die Regionen östlich des Kaspischen Meeres erlangte. Die nächsten sieben Jahrhunderte lang lebten die Turkmenen unter verschiedenen Herrschern und führten fortwährend Stammeskriege untereinander. Über die turkmenische Geschichte vor der russischen Besetzung im 19. Jahrhundert ist wenig bekannt. Als die Turkmenen aus dem Gebiet der Mangyshlak-Halbinsel in das heutige Kasachstan bis an die Grenzen des Iran und in das Becken des Amudarja wanderten, festigten sich die Stammestraditionen und entwickelten sich weiter, wodurch sie die ersten Ansätze des heutigen turkmenischen Nationalbewusstseins bilden.

Bis 1894 hatte das Russische Reich die Herrschaft über Turkmenistan erlangt. Die durch die Oktoberrevolution von 1917 in Russland folgende politische Unruhe führte schließlich zur Ausrufung der Turkmenischen Republik als eine der 15 Republiken der Sowjetunion im Jahre 1924. Zu dieser Zeit wurden die heutigen Staatsgrenzen Turkmenistans gezogen.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1991 wurde Turkmenistan ein eigenständiger Staat. Der frühere Vorsitzende der Kommunstischen Partei, Saparmyrat Nyýazow, ist der heutige Staats- und Regierungschef, der mit Hilfe des Militärs und eines sehr aktiven Geheimdienstes äußerst rigoros regiert und dabei einen allgegenwärtigen Personenkult etablierte.

Politik

Turkmenistan wird von seinem Präsidenten Saparmyrat Nyýazow, der sich - Atatürk zum Vorbild nehmend - Türkmenbaşy ("Oberhaupt der Turkmenen") nennen lässt, despotisch regiert. Er ließ sich zum Präsidenten auf Lebenszeit wählen. Weltweit für Aufsehen sorgt der um ihn und seine Familie entfachte Personenkult, der sich unter anderem darin äußert, dass Monate umbenannt wurden und jetzt nach dem Präsidenten und seinen Familienmitgliedern heißen. Oppositionsparteien sind in Turkmenistan verboten.

Turkmenistan ist Mitglied der UNO, ECO, OIC und OATCT. Es hat sich außenpolitisch für neutral erklärt. Unter anderem bedingt durch seine Regierungsform befindet sich Turkmenistan politisch in einer relativen internationalen Isolation. Wirtschaftlich arbeitet es jedoch mit zahlreichen Ländern zusammen, die Interesse an den reichen Erdgas- und Erdölvorkommen Turkmenistans haben, unter anderem mit Russland (und dadurch indirekt auch mit Deutschland), der Türkei und den USA.

Die russische Minderheit wird aus religiösen, kulturellen und historischen Gründen benachteiligt und nach Meinung von einigen Interessengemeinschaften unterdrückt. Ohnehin gilt das Regime von Turkmenistan wegen der herrschenden Willkür in allen Bereichen des täglichen Lebens und der schweren Menschenrechtsverletzungen zusammen mit Nordkorea und Myanmar als eine der derzeit schlimmsten Diktaturen. Sie gründet auf einem durch den Präsidenten propagierten, eng ausgelegten Nationalismus, begleitet von staatlich verordneter Islamisierung und dem bizarre Auswüchse hervorbringenden Personenkult. Innenpolitisch wird dies durch das Militär und den Geheimdienst gestützt, außenpolitisch durch Isolation (keine Reisefreiheit, kein Internet) und durch die Bereicherung einer dem Regime treuen Gesellschaftsschicht aufgrund des Gasexports.

Verwaltungsgliederung
Die Provinzen Turkmenistans
vergrößern
Die Provinzen Turkmenistans

Turkmenistan ist in fünf Provinzen (welaýatlar, Singular welaýat) und den Hauptstadtdistrikt Aşgabat unterteilt. Die Provinzen sind:

1. Ahal welaýaty
2. Balkan welaýaty
3. Daşoguz welaýaty
4. Lebap welaýaty
5. Mary welaýaty

* Aşgabat şäheri

Infrastruktur

Das Land ist ein Wüstenstaat. Die Verkehrsströme verlaufen gebündelt entlang der ehemaligen Seidenstraße in Ost-West-Richtung von Samarqand (Usbekistan) über Aşgabat nach Türkmenbaşy am Kaspischen Meer.

Zudem plant die turkmenische Regierung die Anlegung eines künstlichen Sees in der Karakumwüste. Die Fertigstellung des Projektes wird 2010 erwartet. Die Seefläche soll geschätzte 3.500 km² betragen.

Wirtschaft

Turkmenistan verfügt über die weltweit drittgrößten Erdgasreserven, was dem Land bald nach seiner Unabhängigkeit einen vergleichsweise hohen Wohlstand sicherte (vgl. dazu Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline). Von der Härte des Regimes und den sozialen Problemen wird damit abgelenkt, dass z.B. Gas und Licht für die Bevölkerung frei sei, was es nirgendwo anders gäbe. Russland ist ein wichtiger Abnehmer von Gas, das somit auch in Westeuropa ankommt. Über den Umfang der turkmenischen Reserven, die ohne größere ausländische Investitionen nicht erschlossen werden können, besteht jedoch erhebliche Unsicherheit. Die Deutsche Bank spielt eine entscheidende Rolle im Außenhandel des international geächteten Regimes, ebenso Daimler-Chrysler und Siemens.

Die einzige internationale Fluggesellschaft des Landes ist Turkmenistan Airlines. Ein großes Problem des Staates ist der hohe Grad an Korruption. Er belegt einen der untersten Plätze in der Statistik der Transparency International.
TT

Auf Urheberrechtsvorwurf antworten